Erfolgsgeschichte mit Fortsetzung - 10 Jahre Deutsch-Russisches Labor

Eine Erfolgsgeschichte feiert Geburtstag: Das Russisch-Deutsche Labor an der Speicherringanlage BESSY II des Helmholtz-Zentrums Berlin in Adlershof wird zehn Jahre alt. Die Einrichtung, in der Wissenschaftler zum fundamentalen Verständnis der Struktur von Materie forschen, ist eine in dieser Form einzigartige Kooperation zwischen deutschen und russischen Wissenschaftlern.

Sie wird gemeinsam getragen vom Helmholtz-Zentrum Berlin, der Freien Universität Berlin, der Technischen Universität Dresden, der Staatlichen Universität St. Petersburg, dem Ioffe Institute in St. Petersburg sowie dem Kurchatov Institut und dem Shubnikov Institut für Kristallographie in Moskau. Im Rahmen des Deutsch-Russischen Wissenschaftsjahres wird das zehnjährige Bestehen mit einem Workshop am 27. und 28. Juni in Berlin gefeiert. Dabei wird auch eine Vertragsverlängerung mit dem Ziel unterzeichnet, die Forschungskapazitäten auszuweiten.

Im Zentrum des Russisch-Deutschen Labors steht ein Strahlrohr für sogenannte weiche Röntgenstrahlung, mit der die atomare Struktur von Materie erforscht werden kann. „Diese Versuche mit Synchrotron-Strahlung spielen in der Grundlagenforschung eine sehr große Rolle“, sagt Eckart Rühl, Professor für Physikalische Chemie an der Freien Universität Berlin und Vorsitzender des Lenkungsausschusses des Russisch-Deutschen Labors. So könnten damit die Eigenschaften komplexer Materialien wie Graphen untersucht werden – ein vielversprechendes Material für mikroelektronische Anwendungen.

Das Russisch-Deutsche Labor ist gefragt bei Wissenschaftlern beider Länder: Mehr als 250 Publikationen in renommierten Fachmagazinen gingen bisher aus Forschungsarbeiten am Labor hervor. 48 Diplom-, 14 Doktorarbeiten und zwei Habilitationen basieren zu großen Teilen auf Ergebnissen, die hier erarbeitet wurden. Unterstützt werden die Forschungen im Russisch-Deutschen Labor vom Internationalen Exzellenzzentrum für Naturwissenschaften, das die Staatliche Universität St. Petersburg und die Freie Universität Berlin 2010 gegründet haben. Das „German-Russian Interdisciplinary Science Center“ (G-RISC), das seinen Sitz in St. Petersburg hat und vom Deutschen Akademischen Austauschdienst aus Mitteln des Auswärtigen Amtes finanziert wird, stellt einen Wissenschaftler, der die Nutzer des Berliner Labors bei den Messungen betreut.

Seit Langem übersteigt die Nachfrage von Forschern, die Materialproben mithilfe des Strahlrohrs im Berliner Labor untersuchen möchten, die Kapazität der Labor-Messplätze. Mithilfe von Fördermitteln des Bundesforschungsministeriums sollen die experimentellen Ressourcen deshalb ausgebaut werden. Geplant ist der Bau eines sogenannten Undulator-Strahlrohrs, mit dem das Russisch-Deutsche Labor in den nächsten zwei Jahren zu einem weltweit führenden Messplatz für winkel- und spinaufgelöste Photoelektronenspektroskopie ausgebaut werden soll. Ziel ist die Untersuchung von magnetischen Materialien mit Dimensionen im Nanometerbereich.

Weitere Auskünfte erteilen Ihnen gern:

Prof. Dr. Eckart Rühl, Institut für Chemie und Biochemie (Physikalische und Theoretische Chemie) der Freien Universität Berlin, Tel: +49-30-838-52396, E-Mail: ruehl@chemie.fu-berlin.de

Dr. Walter Braun, Leiter Abteilung Nutzerkoordination, Helmholtz-Zentrum Berlin, Albert-Einstein-Str.  15, 12489 Berlin, Tel: +49-30-8062-12927, E-Mail: walter.braun@helmholtz-berlin.de


Das könnte Sie auch interessieren

  • Kleine Kraftpakete für ganz besonderes Licht
    Science Highlight
    27.06.2024
    Kleine Kraftpakete für ganz besonderes Licht
    Ein internationales Forschungsteam stellt in Nature Communications Physics das Funktionsprinzip einer neuen Quelle für Synchrotronstrahlung vor. Durch Steady-State-Microbunching (SSMB) sollen in Zukunft effiziente und leistungsstarke Strahlungsquellen für kohärente UV-Strahlung möglich werden. Das ist zum Beispiel für Anwendungen in der Grundlagenforschung, aber auch der Halbleiterindustrie sehr interessant.
  • Neue Methode zur Absorptionskorrektur für bessere Zahnfüllungen
    Science Highlight
    24.06.2024
    Neue Methode zur Absorptionskorrektur für bessere Zahnfüllungen
    Ein Team um Dr. Ioanna Mantouvalou hat eine Methode entwickelt, um die Verteilung von chemischen Elementen in Dentalmaterialien präziser als bisher möglich darzustellen. Die konfokale mikro-Röntgenfluoreszenzanalyse (micro-XRF) liefert dreidimensional aufgelöste Elementbilder, die Verzerrungen enthalten. Sie entstehen, wenn Röntgenstrahlen Materialien unterschiedlicher Dichte und Zusammensetzung durchdringen. Mit Mikro-CT-Daten, die detaillierte 3D-Bilder der Materialstruktur liefern, und chemischen Informationen aus Röntgenabsorptionsspektroskopie (XAS) - Experimenten im Labor (BLiX, TU Berlin) und an der Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II haben die Forschenden das Verfahren nun verbessert.
  • MXene als Energiespeicher: Chemische Bildgebung blickt nun tiefer
    Science Highlight
    17.06.2024
    MXene als Energiespeicher: Chemische Bildgebung blickt nun tiefer
    Eine neue Methode in der Spektromikroskopie verbessert die Untersuchung chemischer Reaktionen auf der Nanoskala, sowohl auf Oberflächen als auch im Inneren von Schichtmaterialien. Die Raster-Röntgenmikroskopie (SXM) an der MAXYMUS-Beamline von BESSY II ermöglicht den hochsensitiven Nachweis von chemischen Gruppen, die an der obersten Schicht (Oberfläche) adsorbiert oder in der MXene-Elektrode (Volumen) eingelagert sind. Die Methode wurde von einem HZB-Team unter der Leitung von Dr. Tristan Petit entwickelt. Das Team demonstrierte die Methode nun an MXene-Flocken, einem Material, das als Elektrode in Lithium-Ionen-Batterien eingesetzt wird.