Nanoinseln auf Silizium mit schaltbaren topologischen Texturen

Künstlerische Darstellung des zentrierten, nach unten konvergierenden Polarisationsfeldes. Es resultiert aus der Kompression des Polarisationsflusses durch die Seitenwände der Nanoinseln, die sich nach unten zusammenziehen. Die Textur ähnelt einem Flüssigkeitsstrudel, der in einen Trichter fließt.

Künstlerische Darstellung des zentrierten, nach unten konvergierenden Polarisationsfeldes. Es resultiert aus der Kompression des Polarisationsflusses durch die Seitenwände der Nanoinseln, die sich nach unten zusammenziehen. Die Textur ähnelt einem Flüssigkeitsstrudel, der in einen Trichter fließt. © Laura Canil /HZB

Jede Reihe in der Tabelle entspricht einer bestimmten Orientierung der Probe. Die Spalten zeigen die Topographie (links) und die Piezoresponse-Kraftmikroskopie (PFM)-Bilder. In der lateralen PFM-Amplitude zeigen die Nanoinseln ein Muster aus dunklen und hellen Bereichen, das an Kaffeebohnen erinnert und typisch für Texturen mit zentrierter polarer Verteilung ist.

Jede Reihe in der Tabelle entspricht einer bestimmten Orientierung der Probe. Die Spalten zeigen die Topographie (links) und die Piezoresponse-Kraftmikroskopie (PFM)-Bilder. In der lateralen PFM-Amplitude zeigen die Nanoinseln ein Muster aus dunklen und hellen Bereichen, das an Kaffeebohnen erinnert und typisch für Texturen mit zentrierter polarer Verteilung ist. © HZB

Nanostrukturen mit spezifischen elektromagnetischen Texturen versprechen Anwendungsmöglichkeiten für die Nanoelektronik und zukünftige Informationstechnologien. Es ist jedoch sehr schwierig, solche Texturen zu kontrollieren. Nun hat ein Team am HZB eine bestimmte Klasse von Nanoinseln auf Silizium mit chiralen, wirbelnden polaren Texturen untersucht, die durch ein externes elektrisches Feld stabilisiert und sogar reversibel umgeschaltet werden können.

Ferroelektrika im Nanomaßstab weisen eine Fülle an polaren und manchmal wirbelnden (chiralen) elektromagnetischen Texturen auf. Diese Texturen sind physikalisch faszinierend, versprechen aber auch eine Reihe von Anwendungen, ob in der Nanoelektronik oder in künftigen Informationstechnologien: Zum Beispiel als ultrakompakte Datenspeicher oder extrem energieeffiziente Feldeffekttransistoren. Ein Knackpunkt ist jedoch ihre Stabilität und die Frage, ob es möglich ist, diese Texturen durch einen externen elektrischen oder optischen Reiz zu kontrollieren.

Neue Perspektiven

Ein Team um Prof. Catherine Dubourdieu (HZB und FU Berlin) hat nun in Nature Communications eine Arbeit veröffentlicht, die neue Perspektiven eröffnet. In Zusammenarbeit mit Teams aus CEMES-CNRS in Toulouse, der Universität Picardie in Amiens und dem Jozef-Stefan-Institut in Ljubljana hat die Gruppe um Dubourdieu eine besonders interessante Klasse von Nanoinseln auf Silizium untersucht und gezeigt, dass hier die Manipulation gelingen kann.

Nanoinseln auf Silizium

„Wir haben BaTiO3-Nanostrukturen hergestellt, die winzige Inseln auf einem Siliziumsubstrat bilden“, erklärt Dubourdieu. Die Nanoinseln haben eine trapezförmige Form mit Abmessungen von 30–60 nm (unten 30 nm, oben 60 nm) und weisen stabile Polarisationsdomänen auf. „Durch Feinjustierung bei der Siliziumwafer-Passivierung konnten wir die Keimbildung dieser Nanoinseln induzieren“, sagt Dong-Jik Kim, der in Dubourdieus Team forscht.

Domänen mit PFM untersucht

Die Domänenmuster wurden mit der Methode der Piezoresponse-Kraftmikroskopie (PFM) untersucht. „Sowohl die PFM-Messdaten als auch die Phasenfeldmodellierung deuten auf eine zentrierte, nach unten konvergente Polarisation hin, was perfekt mit den Informationen übereinstimmt, die wir unter dem Rastertransmissions-Elektronenmikroskop gewonnen haben“, sagt Doktorand Ibukun Olaniyan.

Reversibles Schalten möglich!

Insbesondere konnten sie eine wirbelnde Komponente um die Achse der Nanoinsel erkennen, die die Chiralität verursacht. „Die Textur ähnelt einem Flüssigkeitsstrudel, der in einen Trichter fließt“, erklärt Dubourdieu. „Die nach unten konvergierenden Nanodomänen im Zentrum können durch ein externes elektrisches Feld reversibel in nach oben divergierende Nanodomänen im Zentrum umgeschaltet werden“, betont sie.

„In dieser Arbeit haben wir gezeigt, dass chirale topologische Texturen durch geeignete Nanostrukturen stabilisiert werden können“, sagt Dubourdieu. Die Möglichkeit, in BaTiO3-Nanostrukturen chirale, wirbelnde, polare Texturen zu erzeugen und elektrisch zu manipulieren, ist für zukünftige Anwendungen sehr vielversprechend.

Hinweis: Diese Arbeit wurde teilweise durch den ERC Advanced Grant LUCIOLE (101098216) unterstützt.

arö

  • Link kopieren

Das könnte Sie auch interessieren

  • Lithium-Schwefel-Batterien im Taschenformat an BESSY II durchleuchtet
    Science Highlight
    08.01.2025
    Lithium-Schwefel-Batterien im Taschenformat an BESSY II durchleuchtet
    Neue Einblicke in Lithium-Schwefel-Pouchzellen hat ein Team aus HZB und dem Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik (IWS) in Dresden an der BAMline von BESSY II gewonnen. Ergänzt durch Analysen im Imaging Labor des HZB sowie weiteren Messungen ergibt sich ein neues und aufschlussreiches Bild von Prozessen, die Leistung und Lebensdauer dieses industrierelevanten Batterietyps begrenzen. Die Studie ist im renommierten Fachjournal "Advanced Energy Materials" publiziert.

  • Größte bisher bekannte magnetische Anisotropie eines Moleküls gemessen
    Science Highlight
    21.12.2024
    Größte bisher bekannte magnetische Anisotropie eines Moleküls gemessen
    An der Berliner Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II ist es gelungen, die größte magnetische Anisotropie eines einzelnen Moleküls zu bestimmen, die jemals experimentell gemessen wurde. Je größer diese Anisotropie ist, desto besser eignet sich ein Molekül als molekularer Nanomagnet. Solche Nanomagnete besitzen eine Vielzahl von potenziellen Anwendungen, z. B. als energieeffiziente Datenspeicher. An der Studie waren Forschende aus dem Max-Planck-Institut für Kohlenforschung (MPI KOFO), dem Joint Lab EPR4Energy des Max-Planck-Instituts für Chemische Energiekonversion (MPI CEC) und dem Helmholtz-Zentrums Berlin beteiligt.
  • Katalysatoraktivierung und -abbau in hydrierten Iridiumoxiden
    Science Highlight
    10.12.2024
    Katalysatoraktivierung und -abbau in hydrierten Iridiumoxiden
    Die Entwicklung effizienter Katalysatoren für die Sauerstoffentwicklung (OER) ist entscheidend für den Fortschritt der Protonenaustauschmembran (PEM)-Wasserelektrolyse, wobei Iridium-basierte OER-Katalysatoren trotz der Herausforderungen im Zusammenhang mit ihrer Auflösung vielversprechend sind. Eine gemeinsame Forschung des Helmholtz-Zentrums Berlin und des Fritz-Haber-Instituts hat Einblicke in die Mechanismen der OER-Leistung und der Iridiumauflösung für amorphe hydrierte Iridiumoxide geliefert und das Verständnis dieses kritischen Prozesses vorangetrieben. Messungen an BESSY II haben dazu wesentliche Erkenntnisse geliefert.