BR50: So könnte Berlin zu einer weltweit führenden Wissenschaftsmetropole ausgebaut werden

© Couleur (pixabay)

Am 26. September wird nicht nur der Bundestag, sondern auch das Berliner Abgeordnetenhaus neu gewählt. In einem Positionspapier betonen nun die in Berlin Research 50 zusammengeschlossenen außeruniversitären Einrichtungen der Hauptstadt, worauf es nach der Wahl für die Forschung ankommt. Darin formulieren sie 10 Forderungen, die der künftige Senat umsetzen sollte, um Berlin als Wissenschaftsmetropole weiter zu stärken.

Berlin verfügt über eine einzigartige Vielfalt und räumliche Dichte an Forschungseinrichtungen. Gerade die außeruniversitäre Forschungslandschaft der Hauptstadt ist exzellent und thematisch breit aufgestellt. Gemeinsam mit den in der Berlin University Alliance (BUA) zusammengeschlossenen Universitäten sind die außeruniversitären Forschungseinrichtungen entscheidende Standortfaktoren.

Der Berliner Senat hat sich in den vergangenen Jahren für die Belange von Wissenschaft und Forschung in der Hauptstadt eingesetzt. Dieses Engagement sollte fortgesetzt und ausgebaut werden. Die Weichen dafür sollten jetzt gestellt werden, fordert die im Frühjahr 2020 gegründete Initiative Berlin Research 50 (BR50). Das sei unerlässlich, um die Wissenschaftsstadt Berlin und die Region Berlin-Brandenburg als Forschungsstandort zu stärken. Es gelte, so die Einrichtungen, bereits bestehende Kooperationen zwischen den außeruniversitären Einrichtungen und mit den Universitäten, Hochschulen und der Charité zu intensivieren und die wichtige Rolle der Einstein Stiftung in der institutionenübergreifenden wissenschaftlichen Zusammenarbeit zu stärken.

Die Einrichtungen der BR50-Initiative einigten sich bei einer Vollversammlung am 9. September 2021 am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin-Buch auf ein Positionspapier. Darin benennen sie in drei Bereichen 10 wichtige Eckpunkte für die außeruniversitäre Forschung, die der künftige Senat auf Landes- und Bundesebene adressieren sollte.

Außeruniversitäre Einrichtungen legen 10-Punkte-Katalog vor

Die besten Köpfe für die Metropolregion gewinnen:
1. Gemeinsame Berufungen vereinfachen und fördern
2. Gleiche Rechte für Nachwuchsgruppenleitungen
3. Internationale Vernetzung und Diversität als Standortfaktoren in einer globalen Wissenschaftsökonomie

Rahmenbedingungen für exzellente Forschung sichern:
4. Besteuerung von Forschungskooperationen behindert Wissenschaft
5. Infrastruktur für exzellente Forschung fördern
6. Angemessene räumliche Unterbringung der Forschung sichern

Vielfalt der Wissenschaft anerkennen und fördern:
7. Ehrliche und realistische Kommunikation zu tierexperimenteller Forschung
8. Förderung für kleine und individuelle Vorhaben ausbauen
9. Metropolregion Berlin-Brandenburg als gesunder Lebensraum
10. Venture Capital für die Berliner Start-up-Szene

Stimmen zum Positionspapier

„Die Forschung in Berlin ist außerordentlich vielfältig. Damit kann Berlin glänzen, und BR50 macht den
Anteil der außeruniversitären Einrichtungen daran sichtbarer als je zuvor“, sagt Thomas Sommer, Gründungskoordinator der Unit Lebenswissenschaften in BR50 und Wissenschaftlicher Vorstand des MDC (komm.). „Wir wollen die Vernetzung der Forschenden über alle institutionellen und fachlichen Grenzen hinweg stärken. Schließlich ist Interdisziplinarität eine Voraussetzung für gute Wissenschaft.“

„Unsere Gesellschaft steht vor großen Herausforderungen“, so Michael Hintermüller, Gründungskoordinator der Unit Technik- und Ingenieurwissenschaften in BR50 und Direktor des Weierstraß-Instituts für Angewandte Analysis und Stochastik im Forschungsverbund Berlin: „Mit BR50 können wir Zukunftsthemen wie Künstliche Intelligenz und Quantentechnologie, Technologiesouveränität, Gesundheit, Klimawandel und Biodiversität gemeinsam voranbringen – indem wir die Synergien der Berliner Forschungseinrichtungen viel besser als zuvor nutzen.“

„Um Berlin zu einer weltweit führenden Wissenschaftsmetropole zu machen, brauchen wir neue Programme, die für noch mehr Diversität in den Wissenschaften sorgen, mit denen wir Spitzenforschende aus der ganzen Welt für unsere Stadt gewinnen“, sagt Ulrich Panne, Gründungskoordinator der Unit Naturwissenschaften in BR50 und Präsident der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM). „Und es müssen geeignete Rahmenbedingungen für State-of-the-Art-Labore und IT-Infrastrukturen geschaffen werden, die gemeinsam von allen hier ansässigen Forschungseinrichtungen genutzt werden können.“

„Wissenschaft und Wissenschaftspolitik brauchen den Schulterschluss. Nur so entstehen Verständnis
und Vertrauen – notwendige Grundlagen für Investitionen, Innovationen und Visionen“, betont Jutta Allmendinger, Gründungskoordinatorin der Unit Sozial- und Geisteswissenschaften von BR50 und
Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB). „BR50 ist ein fester Brückenkopf und ermöglicht damit eine Wissenschaftspolitik, die national und international zum Wohle von Wissenschaft und Gesellschaft wirkt und ein starkes Zeichen für die Wissenschaftsmetropole Berlin setzt.“

red.

  • Link kopieren

Das könnte Sie auch interessieren

  • Grüner Wasserstoff: Käfigstruktur verwandelt sich in effizienten Katalysator
    Science Highlight
    17.04.2025
    Grüner Wasserstoff: Käfigstruktur verwandelt sich in effizienten Katalysator
    Clathrate zeichnen sich durch eine komplexe Käfigstruktur aus, die auch Platz für Gast-Ionen bietet. Nun hat ein Team erstmals untersucht, wie gut sich Clathrate als Katalysatoren für die elektrolytische Wasserstoffproduktion eignen. Das Ergebnis: Effizienz und Robustheit sind sogar besser als bei den aktuell genutzten Nickel-basierten Katalysatoren. Dafür fanden sie auch eine Begründung. Messungen an BESSY II zeigten, dass sich die Proben während der katalytischen Reaktion strukturell verändern: Aus der dreidimensionalen Käfigstruktur bilden sich ultradünne Nanoblätter, die maximalen Kontakt zu aktiven Katalysezentren ermöglichen. Die Studie ist in „Angewandte Chemie“ publiziert.
  • Solarzellen auf Mondglas für eine zukünftige Basis auf dem Mond
    Science Highlight
    07.04.2025
    Solarzellen auf Mondglas für eine zukünftige Basis auf dem Mond
    Zukünftige Mondsiedlungen werden Energie benötigen, die Photovoltaik liefern könnte. Material in den Weltraum zu bringen, ist jedoch teuer – ein Kilogramm zum Mond zu transportieren, kostet eine Million Euro. Doch auch auf dem Mond gibt es Ressourcen, die sich nutzen lassen. Ein Forschungsteam um Dr. Felix Lang, Universität Potsdam, und Dr. Stefan Linke, Technische Universität Berlin, haben nun das benötigte Glas aus „Mondstaub“ (Regolith) hergestellt und mit Perowskit beschichtet. Damit ließe sich bis zu 99 Prozent des Gewichts einsparen, um auf dem Mond PV-Module zu produzieren. Die Strahlenhärte konnte das Team am Protonenbeschleuniger des HZB getestet.
  • Optische Innovationen für Solarmodule – Was bringt den Ausbau am meisten voran?
    Science Highlight
    28.03.2025
    Optische Innovationen für Solarmodule – Was bringt den Ausbau am meisten voran?
    Im Jahr 2023 erzeugten Photovoltaikanlagen weltweit mehr als 5% der elektrischen Energie und die installierte Leistung verdoppelt sich alle zwei bis drei Jahre. Optische Technologien können die Effizienz von Solarmodulen weiter steigern und neue Einsatzbereiche erschließen, etwa in Form von ästhetisch ansprechenden, farbigen Solarmodulen für Fassaden. Nun geben 27 Fachleute einen umfassenden Überblick über den Stand der Forschung und eine Einschätzung, welche Innovationen besonders zielführend sind. Der Bericht, der auch für Entscheidungsträger*innen in der Forschungsförderung interessant ist, wurde von Prof. Christiane Becker und Dr. Klaus Jäger aus dem HZB koordiniert.