15 Jahre russisch-deutsche Zusammenarbeit an BESSY II

HZB / P. Dera

HZB / P. Dera

Gespannt warteten 70 Mitarbeiter und Gäste, die anlässlich des 15-jährigen Bestehens des „Russisch-Deutschen Labors“ an das HZB gekommen waren, auf ein Paket aus Sibirien. Es kam etwas verspätet, aber zum Glück noch rechtzeitig: Im Paket war das Relief einer russischen Bildhauerin, das bei der Veranstaltung im Dezember 2017 feierlich enthüllt wurde.

Das Kunstwerk hängt nun beim Strahlrohr des „Russisch-Deutschen Labors“ in der Experimentierhalle von BESSY II. Es erinnert an die verstorbene russische Physikerin Vera Adamchuk. Sie gilt als Pionierin für die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Synchrotronstrahlung zwischen beiden Ländern und hat das „Russisch-Deutsche Labor“ an BESSY II vor gut 15 Jahren mitbegründet.

Die Arbeitsgruppen aus beiden Ländern arbeiten an BESSY II sehr erfolgreich zusammen. Wie lebendig die Kooperation ist, lässt sich an vielen hochrangigen Publikationen, abgeschlossenen Promotionen und erfolgreichen Karriereverläufen von Nachwuchsforschenden ablesen. Von deutscher Seite beteiligen sich die Freie Universität Berlin, die TU Dresden, die TU Freiberg und das HZB. Von russischer Seite bringen sich die Staatliche Universität St. Petersburg, das Kurchatov-Institut (Moskau), das Ioffe-Institut (St. Petersburg) und das Shubnikov-Institut für Kristallographie (Moskau) ein.

„Wir haben gemeinsam bereits viel geschafft. Unser Strahrohr ist wissenschaftlich extrem produktiv, aber wir ruhen uns nicht darauf aus“, sagt Eckart Rühl von der Freien Universität Berlin. „Beim unserem Treffen im Dezember konnten mit Sergej Molodtsov diskutieren, einem der Direktoren des European XFEL. Wir sind interessiert daran, auch am neu eröffneten European XFEL eine langfristige russisch-deutsche Kooperation aufzubauen.“

Oliver Rader, der das „Russisch-Deutsche Labor“ am HZB betreut, ergänzt: „Wir haben in den letzten Jahren an BESSY II zusätzlich zum Dipol-Strahlrohr auch einen leistungsstarken Messplatz für spin- und winkelaufgelöste Photoelektronenspektroskopie an einem Undulatorstrahlrohr aufgebaut. Dieser Messplatz, der in Zusammenarbeit mit den Universitäten in Berlin und Dresden entstanden ist, steht künftig russischen und deutschen Nutzerteams zur Verfügung.“

Die Experimente decken einen weiten Bereich ab: Das Dipolstrahlrohr ermöglicht Messungen mit Absorptionsspektroskopie, um unterschiedliche Materialklassen zu analysieren – von funktionalisiertem Graphen über neue Materialien für Batterien bis hin zu biologischen Proben. Das neue Undulatorstrahlrohr ist vor allem für die Analyse von topologischen Isolatoren oder magnetischen Sandwichstrukturen ausgelegt. Diese neuartigen Materialsysteme ermöglichen zum Beispiel Schaltprozesse mit sehr geringem Energieeinsatz und gelten als Kandidaten für energieeffiziente Informationstechnologien.

(arö)

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