Maschinelles Lernen hilft, Photonik-Anwendungen zu optimieren

Die Computersimulation zeigt, wie sich nach Anregung mit einem Laser in der Siliziumschicht mit Lochmuster das elektromagnetische Feld verteilt. Hier bilden sich Streifen mit lokalen Feldmaxima aus, so dass Quantenpunkte besonders stark leuchten. Bild. C. Barth/HZB

Die Computersimulation zeigt, wie sich nach Anregung mit einem Laser in der Siliziumschicht mit Lochmuster das elektromagnetische Feld verteilt. Hier bilden sich Streifen mit lokalen Feldmaxima aus, so dass Quantenpunkte besonders stark leuchten. Bild. C. Barth/HZB

Photonische Nanostrukturen erhöhen nicht nur die Effizienz von Solarzellen, sondern verbessern auch die Wirksamkeit von optischen Sensoren, die zum Beispiel als Krebsmarker verwendet werden. Mit Computersimulationen und dem Einsatz von maschinellem Lernen hat nun ein Team am HZB gezeigt, wie sich das Design solcher Nanostrukturen gezielt optimieren lässt. Die Ergebnisse sind in Communications Physics publiziert.

Mit Nanostrukturen lässt sich die Empfindlichkeit von optischen Sensoren enorm steigern – sofern die Geometrie bestimmte Bedingungen erfüllt und zur Wellenlänge des eingestrahlten Lichts passt. Denn das elektromagnetische Feld des Lichts kann durch die Nanostruktur lokal extrem verstärkt oder abgeschwächt werden. Am HZB arbeitet die Nachwuchsgruppe Nano-SIPPE um Prof. Dr. Christiane Becker daran, solche Nanostrukturen gezielt zu entwickeln. Ein wichtiges Werkzeug dabei sind Computersimulationen. Dr. Carlo Barth aus Beckers Team hat nun mit Einsatz von maschinellem Lernen die wichtigsten Muster der Feldverteilung in einer Nanostruktur identifiziert und damit auch erstmals sehr gut die experimentellen Befunde erklärt.

Nanostrukturen: Licht bringt Quantenpunkte zum Leuchten

Die in dieser Arbeit betrachteten photonischen Nanostrukturen bestehen aus einer Siliziumschicht mit einem regelmäßigen Lochmuster, die mit Quantenpunkten aus Bleisulfid beschichtet ist. Angeregt mit einem Laser leuchten die Quantenpunkte durch die lokalen Felderhöhungen wesentlich stärker als auf einer unstrukturierten Oberfläche. Damit lässt sich experimentell zeigen, wie das Laserlicht mit der Nanostruktur wechselwirkt.

Zehn verschiedene Muster

Um nun systematisch zu erfassen, was passiert, wenn sich einzelne Parameter der Nanostruktur verändern, berechnete Barth unter Verwendung einer am Zuse-Institut Berlin entwickelten Software für jeden Parametersatz die dreidimensionale Feldverteilung. Diese enormen Datenmengen ließ Barth dann von weiteren Computerprogrammen analysieren, die auf Methoden des maschinellen Lernens basieren. „Der Rechner hat die rund 45.000 Datensätze durchforstet und in etwa zehn unterschiedliche Muster gruppiert“, erklärt Barth. Schließlich gelang es Barth und Becker unter anderen drei Grundmuster herauszukristallisieren, bei denen in verschiedenen spezifischen Bereichen der Nanolöcher die Felder verstärkt sind.

Sensoren für einzelne Moleküle, zum Beispiel Krebsmarker

Dies erlaubt nun die Optimierung photonischer Kristallmembranen für praktisch jede Anwendung, die auf Anregungsverstärkung basiert. Denn je nach Anwendung lagern sich manche Biomoleküle zum Beispiel bevorzugt entlang der Lochränder an, andere eher auf den Plateaus zwischen den Löchern. Mit der richtigen Geometrie und der passenden Anregung durch Licht ließe sich dann die maximale Feldverstärkung exakt an den Anlagerungsplätzen der gesuchten Moleküle erzeugen. Damit ließe sich die Sensitivität von optischen Sensoren, beispielsweise für Krebsmarker, bis auf das Niveau von Einzelmolekülen erhöhen.

Der verwendete Code und auch die Daten stehen frei zum Download zur Verfügung.

Die Studie ist publiziert in Communications Physics (2018). “Machine learning classification for field distributions of photonic modes”, Carlo Barth & Christiane Becker

DOI:10.1038/s42005-018-0060-1

 

arö


Das könnte Sie auch interessieren

  • Kleine Kraftpakete für ganz besonderes Licht
    Science Highlight
    27.06.2024
    Kleine Kraftpakete für ganz besonderes Licht
    Ein internationales Forschungsteam stellt in Nature Communications Physics das Funktionsprinzip einer neuen Quelle für Synchrotronstrahlung vor. Durch Steady-State-Microbunching (SSMB) sollen in Zukunft effiziente und leistungsstarke Strahlungsquellen für kohärente UV-Strahlung möglich werden. Das ist zum Beispiel für Anwendungen in der Grundlagenforschung, aber auch der Halbleiterindustrie sehr interessant.
  • Neue Methode zur Absorptionskorrektur für bessere Zahnfüllungen
    Science Highlight
    24.06.2024
    Neue Methode zur Absorptionskorrektur für bessere Zahnfüllungen
    Ein Team um Dr. Ioanna Mantouvalou hat eine Methode entwickelt, um die Verteilung von chemischen Elementen in Dentalmaterialien präziser als bisher möglich darzustellen. Die konfokale mikro-Röntgenfluoreszenzanalyse (micro-XRF) liefert dreidimensional aufgelöste Elementbilder, die Verzerrungen enthalten. Sie entstehen, wenn Röntgenstrahlen Materialien unterschiedlicher Dichte und Zusammensetzung durchdringen. Mit Mikro-CT-Daten, die detaillierte 3D-Bilder der Materialstruktur liefern, und chemischen Informationen aus Röntgenabsorptionsspektroskopie (XAS) - Experimenten im Labor (BLiX, TU Berlin) und an der Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II haben die Forschenden das Verfahren nun verbessert.
  • Helmholtz-Institut für Polymere in Energieanwendungen (HIPOLE Jena) eröffnet
    Nachricht
    19.06.2024
    Helmholtz-Institut für Polymere in Energieanwendungen (HIPOLE Jena) eröffnet
    Am 17. Juni 2024 ist in Jena das Helmholtz-Institut für Polymere in Energieanwendungen (HIPOLE Jena) im Beisein von Wolfgang Tiefensee, Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft des Freistaates Thüringen, feierlich eröffnet worden. Das Institut wurde vom Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie (HZB) in Kooperation mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena gegründet: Es widmet sich der Entwicklung nachhaltiger Polymermaterialien für Energietechnologien. Diese sollen eine Schlüsselrolle bei der Energiewende spielen und Deutschlands Ziel unterstützen, bis 2045 klimaneutral zu werden.