3000. Augentumor-Patient mit Protonen am HZB behandelt

Am 27. Januar 2017 konnte der 3000. Patient von der Augentumortherapie mit Protonen profitieren.

Am 27. Januar 2017 konnte der 3000. Patient von der Augentumortherapie mit Protonen profitieren. © HZB

Das Team im Kontrollraum der Beschleunigeranlage am HZB sorgt für den Protonenstrahl.

Das Team im Kontrollraum der Beschleunigeranlage am HZB sorgt für den Protonenstrahl. © HZB

Ein Team der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Helmholtz-Zentrums Berlin (HZB) hat jetzt den 3000. Augentumor-Patienten mit einer speziellen Protonentherapie behandelt. Dabei wird der Tumor mit schnellen Wasserstoffkernen (Protonen) bestrahlt, die zuvor auf präzise einstellbare Energien beschleunigt werden. Diese Protonen durchdringen das gesunde Gewebe und setzen ihre Energie erst im Tumor selbst frei.

In mehr als 97 Prozent der Fälle lässt sich der Tumor vollständig zerstören, in vielen Fällen bleibt die Sehkraft zumindest teilweise erhalten. „Die Protonentherapie hat bei der Bestrahlung kleiner zentraler Tumoren Vorteile im Vergleich zu anderen Bestrahlungsverfahren, weil sie das umliegende Gewebe schont. Darüber hinaus können wir dank verbesserter chirurgischer Verfahren nach der Bestrahlung jetzt auch bei Augen mit sehr großen Tumoren ein Restsehvermögen bewahren“, sagt Prof. Dr. Antonia Joussen, Direktorin der Augenkliniken der Charité. Sie betont insbesondere die intensive Zusammenarbeit zwischen spezialisierten Augenärzten, Strahlenphysikern, Strahlentherapeuten und Onkologen, die die Protonentherapie für den Patienten erst zum Erfolg macht.

Teilchenbeschleuniger für die Protonentherapie

Während die Charité die medizinische Expertise einbringt, stellt das HZB am Lise-Meitner-Campus in Wannsee die Protonen bereit. „Die Augentumortherapie bietet den Patientinnen und Patienten einen sehr großen Nutzen. Die Basis dafür bildet die hervorragende Kooperation mit der Charité. Gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus der Medizin leistet das HZB-Team seit Jahren herausragende Arbeit, um die Augentumortherapie mit Protonen in höchster Qualität anzubieten“, sagt Prof. Dr. Anke Kaysser-Pyzalla, wissenschaftliche Geschäftsführerin am HZB. Dafür haben die Expertinnen und Experten am HZB zwei eigene Teilchenbeschleuniger für die Protonentherapie kombiniert, einen Gleichspannungsbeschleuniger (Tandetron) sowie ein Zyklotron, in dem die Protonen auf knapp 40 Prozent der Lichtgeschwindigkeit beschleunigt werden. „Unsere Beschleunigeranlage liefert präzise die Energie, die wir einstellen und die von den Medizinphysikern gewünscht wird. Diese „Energieschärfe“ ermöglicht es, präzise zu steuern, wo Gewebe zerstört werden soll“, erklärt Dr. Andrea Denker, die die Abteilung für Protonentherapie am HZB leitet.

Technisch auf dem neuesten Stand

Die Anlage am HZB behandelt jährlich über 200 Patientinnen und Patienten und zählt damit weltweit zu den größten Einrichtungen, was für einen großen Erfahrungsschatz sorgt. Auch im internationalen Vergleich schneidet die Anlage am HZB hervorragend ab. Dies belegt eine Studie der Particle Therapy Cooperative Oncology Group, für die erstmals zehn Protonentherapie-Einrichtungen aus sieben Ländern befragt wurden.

Seit Beginn der Augentumortherapie wird jede Behandlung sowie die Nachsorge dokumentiert, so dass sich Aussagen zum Langzeiterfolg treffen lassen. Auch technisch ist die Augentumortherapie am HZB auf dem allerneuesten Stand: „Wir waren die ersten mit einem digitalen Röntgensystem“ erklärt der Medizinphysiker  Dr. Jens Heufelder und fährt fort: „Außerdem verlassen wir uns für die Erstellung des Bestrahlungsplans nicht nur auf einfache 3D-Modelle, sondern integrieren über eine spezielle Software auch 3D-Daten aus Computertomographien und Magnetresonanztomographien des Patienten. Das macht außer uns keine andere Einrichtung weltweit.“

Auch die Ausfallraten sind im Vergleich sehr niedrig: in mehr als 200 Therapiewochen war es nur zweimal nötig, den Betrieb für mehr als sechs Stunden zu unterbrechen. „Die Studie hat uns gezeigt, dass wir heute zu den modernsten Augentumortherapie-Einrichtungen gehören“, sagt Denker. Aber der Vergleich sei nicht das eigentliche Ziel dieser Studie, findet sie: „Wir tauschen uns untereinander aus und geben unsere Erfahrungen weiter, damit Patienten überall die beste Therapie erhalten.“

Informationen zur Augentumortherapie mit Protonen am HZB

Informationen zu den medizinschen Aspekten der Augentumortherapie (Charitè)

arö


Das könnte Sie auch interessieren

  • Helmholtz-Institut für Polymere in Energieanwendungen (HIPOLE Jena) eröffnet
    Nachricht
    19.06.2024
    Helmholtz-Institut für Polymere in Energieanwendungen (HIPOLE Jena) eröffnet
    Am 17. Juni 2024 ist in Jena das Helmholtz-Institut für Polymere in Energieanwendungen (HIPOLE Jena) im Beisein von Wolfgang Tiefensee, Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft des Freistaates Thüringen, feierlich eröffnet worden. Das Institut wurde vom Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie (HZB) in Kooperation mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena gegründet: Es widmet sich der Entwicklung nachhaltiger Polymermaterialien für Energietechnologien. Diese sollen eine Schlüsselrolle bei der Energiewende spielen und Deutschlands Ziel unterstützen, bis 2045 klimaneutral zu werden.
  • „Forschung und Entwicklung ist auch in Kriegszeiten entscheidend!“
    Interview
    18.06.2024
    „Forschung und Entwicklung ist auch in Kriegszeiten entscheidend!“
    Am 11. und 12. Juni fand die Ukraine Recovery Conference in Berlin statt. Begleitend diskutierten Vertreter*innen von Helmholtz, Fraunhofer und Leibniz, wie Forschung zu einem nachhaltigen Wiederaufbau der Ukraine beitragen kann. In diesem Interview spricht Bernd Rech, wissenschaftlicher Geschäftsführer am HZB, über die Bedeutung von Forschung während des Krieges und Projekten wie Green Deal Ukraina.

  • Chilenischer Präsident zu Besuch am Helmholtz-Zentrum Berlin
    Nachricht
    12.06.2024
    Chilenischer Präsident zu Besuch am Helmholtz-Zentrum Berlin
    Mit einer 50-köpfigen Delegation besuchte der chilenische Staatspräsident Gabriel Boric Font am 11. Juni das HZB. Zu den großen Momenten des Abends zählten die Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding zwischen der chilenischen „Gesellschaft für Produktionsförderung“ CORFO und dem HZB sowie der Besuch der Röntgenquelle BESSY II.