Elektronenbahnen in komplexen Magnetfeldern jetzt schneller berechenbar

Vertikaler Schnitt durch einen Quadrupol-Magneten: Schwarz: Feldverteilung in einem definierten vertikalen Abstand zur Mittelebene. Magenta: Elektronenbahnen mit unterschiedlichen Startbedingungen.

Vertikaler Schnitt durch einen Quadrupol-Magneten: Schwarz: Feldverteilung in einem definierten vertikalen Abstand zur Mittelebene. Magenta: Elektronenbahnen mit unterschiedlichen Startbedingungen. © C. Rethfeldt/HZB

Um künftig noch leistungsstärkere Synchrotronquellen zu konzipieren, ist es wichtig, die Elektronenbahnen  in komplexen Magnetstrukturen mit hoher Präzision zu simulieren. Dies erfordert jedoch sehr lange Rechenzeiten. Nun hat ein Team am HZB die Elektronenbahnen mit einem neuen Algorithmus simuliert und damit die erforderliche Rechenzeit verkürzen können. Dies beschreiben sie in Physical Review Special Topics Accelerator & Beams.

In einem Elektronenspeicherring wie BESSY II laufen Elektronen mit nahezu Lichtgeschwindigkeit  durch komplexe magnetische Konfigurationen, die sie immer wieder in Richtung des idealen Orbits lenken. Sie fokussieren den Strahl ähnlich wie optische Linsen das Licht. Um das Verhalten der Elektronen im Speicherring zu simulieren, muss ihre Bahn durch die Magnetanordnungen über viele tausende von Runden verfolgt werden;  jedes Mal sind ihre Bahnen dabei etwas unterschiedlich, so dass eine präzise Simulation der Felder und der Bahnen lange Rechenzeit erfordert.

Ein Team aus der HZB-Abteilung Undulatoren und dem HZB-Institut Beschleunigerphysik hatte bereits 2011 in einem ersten Papier [2] eine neuartige Methode publiziert, um die Rechenzeit für Bahnen in komplexen Undulator-Feldern erheblich zu verkürzen. Der Algorithmus wurde in den Bahnverfolgungscode „elegant“ eingebaut, der an der  Advanced Photon Source / Argonne  entwickelt wurde und weltweit genutzt wird. Das Softwarepaket ist frei verfügbar.

Nun konnten Malte Titze, Johannes Bahrdt und Godehard Wüstefeld diese Methode erweitern und zeigen, wie sie auch für eine weite Klasse von dreidimensionalen Magneten, hier insbesondere Quadrupole, Sextupole usw., angewendet werden kann [1].

 „Die Methode liefert sehr präzise Ergebnisse, auch für sich rasch ändernde Felder besonders im Randbereich dieser Magnete“, sagt Malte Titze, der inzwischen am CERN forscht. „Solche Rechenmethoden sind für speicherringbasierte Lichtquellen der vierten Generation, insbesondere für beugungsbegrenzte Quellen, von großer Bedeutung, da hier einerseits kombinierte Magnete (z.B. Dipol plus integriertem Quadrupol) zur Anwendung kommen und andererseits Randfeldeffekte und die magnetische Wechselwirkung zwischen den Magneten eine wichtige Rolle spielen, “ erklärt Johannes Bahrdt. „Dies hat eine besondere Relevanz hinsichtlich der Nachfolgemaschine von BESSY II“. Die Physiker beschreiben die Methodik in der Fachzeitschrift:  Physical Review Special Topics Accelerator & Beams.


[1] M. Titze, J. Bahrdt, G. Wüstefeld, „Symplectic tracking through straight three dimensional fields by a method of generating functions“

DOI: 10.1103/PhysRevAccelBeams.19.014001

[2] J. Bahrdt, G. Wüstefeld, “Symplectic tracking and compensation of dynamic field integrals in complex undulator structures”, Phys. Rev. ST Accel. Beams 14, 040703 (2011).

arö

  • Link kopieren

Das könnte Sie auch interessieren

  • Innovative Batterie-Elektrode aus Zinn-Schaum
    Science Highlight
    24.02.2025
    Innovative Batterie-Elektrode aus Zinn-Schaum
    Metallbasierte Elektroden in Lithium-Ionen-Akkus versprechen deutlich höhere Kapazitäten als konventionelle Graphit-Elektroden. Leider degradieren sie aufgrund von mechanischen Beanspruchungen während der Lade- und Entladezyklen. Nun zeigt ein Team am HZB, dass ein hochporöser Schaum aus Zinn den mechanischen Stress während der Ladezyklen deutlich besser abfedern kann. Das macht Zinn-Schäume als potentielles Material für Lithium-Batterien interessant.
  • BESSY II: Katalysator-Baustein für die Sauerstoffbildung durch Photosynthese nachgebildet
    Science Highlight
    20.02.2025
    BESSY II: Katalysator-Baustein für die Sauerstoffbildung durch Photosynthese nachgebildet
    In einem kleinen Manganoxid-Cluster haben Teams von HZB und HU Berlin eine besonders spannende Verbindung entdeckt: Zwei Mangan-Zentren mit zwei stark unterschiedlichen Oxidationsstufen und hohem Spin. Dieser Komplex ist das einfachste Modell eines Katalysators, der als etwas größerer Cluster auch in der natürlichen Photosynthese vorkommt und dort die Bildung von molekularem Sauerstoff ermöglicht. Die Entdeckung gilt als wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem vollständigen Verständnis der Photosynthese.
  • Lithium-Schwefel-Batterien im Taschenformat an BESSY II durchleuchtet
    Science Highlight
    08.01.2025
    Lithium-Schwefel-Batterien im Taschenformat an BESSY II durchleuchtet
    Neue Einblicke in Lithium-Schwefel-Pouchzellen hat ein Team aus HZB und dem Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik (IWS) in Dresden an der BAMline von BESSY II gewonnen. Ergänzt durch Analysen im Imaging Labor des HZB sowie weiteren Messungen ergibt sich ein neues und aufschlussreiches Bild von Prozessen, die Leistung und Lebensdauer dieses industrierelevanten Batterietyps begrenzen. Die Studie ist im renommierten Fachjournal "Advanced Energy Materials" publiziert.