Tintendruck-Verfahren für Kesterit-Solarzellen

Die Zeichnung skizziert das Tintendruck-Verfahren für eine Kesterit-Schicht.

Die Zeichnung skizziert das Tintendruck-Verfahren für eine Kesterit-Schicht. © HZB

Querschnitt mit dem Rasterelektronenmikroskop durch eine gedruckte Kesterit-Solarzelle: auf einem Mo-Substrat befindet sich die aufgedruckte Kesterit-Schicht (CZTSSe).

Querschnitt mit dem Rasterelektronenmikroskop durch eine gedruckte Kesterit-Solarzelle: auf einem Mo-Substrat befindet sich die aufgedruckte Kesterit-Schicht (CZTSSe). © HZB

Ein Team aus dem HZB hat ein neues Verfahren entwickelt, um mit einer speziellen Tinte Kesterit-Absorberschichten (CTZSSe) Tropfen für Tropfen auszudrucken. Solarzellen mit so produzierten Absorberschichten erreichten Wirkungsgrade von 6,4 %. Auch wenn dies noch deutlich unter den Rekordwerten für Kesterit-Solarzellen liegt, ist das Tintendruck-Verfahren interessant für die industrielle Produktion, da es extrem ökonomisch ist und kaum Abfälle erzeugt.

Ein Tintendrucker platziert Material genau dort, wo es benötigt wird. Daher verspricht dieses Verfahren eine deutliche Minimierung der Materialkosten. Zudem lässt sich das Verfahren auch für Rolle-zu-Rolle-Beschichtungen bei der industriellen Massenfertigung nutzen.

Kesterit-Tinte für das Aufschleuderverfahren verbessert

Dr. Xianzhong Lin vom Institut für Heterogene Materialsysteme des HZB hat nun mit einer Kesterit-Tinte gearbeitet, die ursprünglich entwickelt wurde, um auf ein rotierendes Substrat aufgeschleudert und verteilt zu werden. Dieses so genannte „Spin coating“ ist ein etabliertes Verfahren, bei dem allerdings ein erheblicher Teil der wertvollen Ausgangsmaterialien verschwendet wird. Lin optimierte die Kesterit-Tinte nun für ein am HZB entwickeltes Tintendruck-Verfahren. Dabei gelang es ihm, die Viskosität der Tinte gezielt zu beeinflussen, bis sie perfekt zum Produktionsverfahren passte, bei dem der Tintendruckkopf schrittweise über das Substrat geführt wird. Der so entstandene homogene Cu-Zn-Sn-S Vorläuferfilm wurde anschließend zu einer homogenen Kesterit-Schicht verbacken. Schon eine erste Optimierung führte zu Solarzellen mit Wirkungsgraden um 6,4 %. 

Ökonomisch und umweltfreundlich: Kaum Abfall

„Der große Vorteil des Tintendruckverfahrens besteht darin, dass vergleichsweise wenig Material verloren geht:  So sind weniger als 20 Mikroliter Tinte nötig, um eine Fläche von rund 6,5 Quadratzentimetern mit einer Kesterit-Schicht von einem Mikrometer zu beschichten“, sagt Lin. “Auch wenn der Wirkungsgrad jetzt noch weit von den 12,7% entfernt ist, die Kesterit-Zellen erreichen können, sehen wir in diesem Verfahren enorme Chancen für die industrielle Massenproduktion.”

Das Team arbeitet nun daran, das Verfahren zu optimieren und den Wirkungsgrad zu steigern. Ihr Ziel ist es, komplette Solarzellen auszudrucken, ohne auf teure Vakuum-Technologie angewiesen zu sein. „Die Arbeit zeigt einen neuen Weg, um einfach, preiswert und umweltfreundlich Dünnschicht-Solarzellen auf Kesterit-Basis zu produzieren“, sagt Institutsleiterin Prof. Dr. Martha Lux-Steiner. 

Die Ergebnisse sind nun hier publiziert: X. Lin, J. Kavalakkatt, M. C. Lux-Steiner, A. Ennaoui,  Inkjet-printed Cu2ZnSn(S, Se)4 solar cells, Adv. Sci. 2015.

DOI: 10.1002/advs.201500028

Former results have been published here : X. Lin, J. Kavalakkatt, N. Brusten, M. C. Lux-Steiner, A. Ennaoui, Inkjet printing of Kesterite and Chalcopyrite thin film absorbers for low cost photovoltaic application, in 29th Eur. PV Solar Energy Conf., Vol. 3DV.2.64, Amsterdam 2014, 1876.

LX/arö

  • Link kopieren

Das könnte Sie auch interessieren

  • Neues Instrument bei BESSY II: Die OÆSE-Endstation in EMIL
    Science Highlight
    23.04.2025
    Neues Instrument bei BESSY II: Die OÆSE-Endstation in EMIL
    An BESSY II steht nun ein neues Instrument zur Untersuchung von Katalysatormaterialien, Batterieelektroden und anderen Energiesystemen zur Verfügung: die Operando Absorption and Emission Spectroscopy on EMIL (OÆSE) Endstation im Energy Materials In-situ Laboratory Berlin (EMIL). Ein Team um Raul Garcia-Diez und Marcus Bär hat die Leistungsfähigkeit des Instruments an elektrochemisch abgeschiedenem Kupfer demonstriert.
  • Grüner Wasserstoff: Käfigstruktur verwandelt sich in effizienten Katalysator
    Science Highlight
    17.04.2025
    Grüner Wasserstoff: Käfigstruktur verwandelt sich in effizienten Katalysator
    Clathrate zeichnen sich durch eine komplexe Käfigstruktur aus, die auch Platz für Gast-Ionen bietet. Nun hat ein Team erstmals untersucht, wie gut sich Clathrate als Katalysatoren für die elektrolytische Wasserstoffproduktion eignen. Das Ergebnis: Effizienz und Robustheit sind sogar besser als bei den aktuell genutzten Nickel-basierten Katalysatoren. Dafür fanden sie auch eine Begründung. Messungen an BESSY II zeigten, dass sich die Proben während der katalytischen Reaktion strukturell verändern: Aus der dreidimensionalen Käfigstruktur bilden sich ultradünne Nanoblätter, die maximalen Kontakt zu aktiven Katalysezentren ermöglichen. Die Studie ist in „Angewandte Chemie“ publiziert.
  • Elegantes Verfahren zum Auslesen von Einzelspins über Photospannung
    Science Highlight
    14.04.2025
    Elegantes Verfahren zum Auslesen von Einzelspins über Photospannung
    Diamanten mit spezifischen Defekten können als hochempfindliche Sensoren oder Qubits für Quantencomputer genutzt werden. Die Quanteninformation wird dabei im Elektronenspin-Zustand der Defekte gespeichert. Allerdings müssen die Spin-Zustände bislang optisch ausgelesen werden, was extrem aufwändig ist. Nun hat ein Team am HZB eine elegantere Methode entwickelt, um die Quanteninformation über eine Photospannung auszulesen. Dies könnte ein deutlich kompakteres Design von Quantensensoren ermöglichen.