HZB wirbt EU-Fördermittel für Solarzellenforschung ein

Im EMIL-Teillabor „SISSY“ (Solar Energy Materials In-Situ Spectroscopy at the Synchrotron) können Materialsysteme für die Photovoltaik unter Ultrahochvakuum und mit einer Vielzahl an Methoden untersucht werden.

Im EMIL-Teillabor „SISSY“ (Solar Energy Materials In-Situ Spectroscopy at the Synchrotron) können Materialsysteme für die Photovoltaik unter Ultrahochvakuum und mit einer Vielzahl an Methoden untersucht werden. © R.G. Wilks

Marcus Bär und sein Team sind an zwei internationalen Projekten beteiligt, die durch das EU-Forschungsrahmenprogramm „Horizon 2020“ gefördert werden. Beide Forschungsvorhaben befassen sich mit der Entwicklung und Optimierung von hocheffizienten Dünnschichtsolarzellen auf der Basis von Chalkopyriten („Sharc25“) bzw. Kesteriten („SWInG“).  Für das HZB bringen sie  zusammen rund 0,9 Mio. Euro zusätzliche Forschungsmittel für die Solarzellenforschung ein.

Die beiden Projekte Sharc25 und SWInG werden in der Sektion Low Carbon Energy gefördert. „Das HZB bringt bei diesen Projekten insbesondere hervorragende Möglichkeiten für die Analyse und Charakterisierung von Materialien und Schichtstapeln ein. So können wir schon bald mit dem Instrumentenpark im neu errichteten Labor EMIL an BESSY II die Grenzflächeneigenschaften von Solarzellstrukturen mit verschiedenen komplementären Methoden untersuchen“, erklärt Prof. Dr. Marcus Bär, der am HZB die Nachwuchsgruppe Grenzflächendesign leitet.

Sharc25 steht für „Super high efficiency Cu(In, Ga)Se2 thin-film solar cells approaching 25%“. Dabei handelt es sich um Konzepte für so genannte CIGSe-Dünnschicht-Solarzellen aus Kupfer, Indium, Gallium und Selen. Angestrebt werden  Wirkungsgrade von 25 %, was deutlich über dem Wirkungsgrad von polykristallinen Siliziumzellen liegt. Eine solche Effizienzsteigerung würde der europäischen PV-Industrie einen signifikanten Wettbewerbsvorteil verschaffen. Das Forschungsvorhaben wird durch das Zentrum für Sonnenenergie und Wasserstoff-Forschung in Baden-Württemberg (ZSW) koordiniert  und bezieht Partner aus sieben Ländern ein. Das Projekt wird mit insgesamt 6,15 Mio. Euro gefördert, davon gehen 450.000 Euro an das HZB. „Wir werden die Eigenschaften der Schichtstapel systematisch untersuchen, um insbesondere die Prozesse an den Grenzflächen zu verstehen. Das ist die Grundvoraussetzung, um die Effizienz bis nahe an ihre theoretische Grenze  hochzutreiben“, sagt Marcus Bär.

SWInG (Development of Thin Film Solar Cells based on Wide Band Gap Kesterite Absorbers) hat ein Volumen von 3,8 Mio. Euro und wird von der Interuniversitair Micro-Elektronica Centrum (imec), Belgien) koordiniert, beteiligt sind zudem Partner aus den Niederlanden, Frankreich, Deutschland und Schweden. An das HZB fließen 450.000 Euro. Ziel des Vorhabens ist es, günstige und zuverlässige Tandem-Solarzellen zu entwickeln, die das Potenzial haben, über 30 % des Sonnenlichts in Strom umzuwandeln. Die dafür benötigten Solarzellabsorber mit großer Bandlücke sollen durch eine Modifizierung der Kesterit-Komposition erreicht werden. „Kesterit-Absorberschichten haben den Vorteil, dass sie aus reichlich verfügbaren Elementen bestehen. Außerdem können wir über die Komposition die Bandlücken gezielt einstellen und diese so optimal an die Anforderungen in der Tandem-Solarzelle anpassen“, erklärt Bär. 

arö

  • Link kopieren

Das könnte Sie auch interessieren

  • Grüner Wasserstoff: Käfigstruktur verwandelt sich in effizienten Katalysator
    Science Highlight
    17.04.2025
    Grüner Wasserstoff: Käfigstruktur verwandelt sich in effizienten Katalysator
    Clathrate zeichnen sich durch eine komplexe Käfigstruktur aus, die auch Platz für Gast-Ionen bietet. Nun hat ein Team erstmals untersucht, wie gut sich Clathrate als Katalysatoren für die elektrolytische Wasserstoffproduktion eignen. Das Ergebnis: Effizienz und Robustheit sind sogar besser als bei den aktuell genutzten Nickel-basierten Katalysatoren. Dafür fanden sie auch eine Begründung. Messungen an BESSY II zeigten, dass sich die Proben während der katalytischen Reaktion strukturell verändern: Aus der dreidimensionalen Käfigstruktur bilden sich ultradünne Nanoblätter, die maximalen Kontakt zu aktiven Katalysezentren ermöglichen. Die Studie ist in „Angewandte Chemie“ publiziert.
  • Elegantes Verfahren zum Auslesen von Einzelspins über Photospannung
    Science Highlight
    14.04.2025
    Elegantes Verfahren zum Auslesen von Einzelspins über Photospannung
    Diamanten mit spezifischen Defekten können als hochempfindliche Sensoren oder Qubits für Quantencomputer genutzt werden. Die Quanteninformation wird dabei im Elektronenspin-Zustand der Defekte gespeichert. Allerdings müssen die Spin-Zustände bislang optisch ausgelesen werden, was extrem aufwändig ist. Nun hat ein Team am HZB eine elegantere Methode entwickelt, um die Quanteninformation über eine Photospannung auszulesen. Dies könnte ein deutlich kompakteres Design von Quantensensoren ermöglichen.
  • Solarzellen auf Mondglas für eine zukünftige Basis auf dem Mond
    Science Highlight
    07.04.2025
    Solarzellen auf Mondglas für eine zukünftige Basis auf dem Mond
    Zukünftige Mondsiedlungen werden Energie benötigen, die Photovoltaik liefern könnte. Material in den Weltraum zu bringen, ist jedoch teuer – ein Kilogramm zum Mond zu transportieren, kostet eine Million Euro. Doch auch auf dem Mond gibt es Ressourcen, die sich nutzen lassen. Ein Forschungsteam um Dr. Felix Lang, Universität Potsdam, und Dr. Stefan Linke, Technische Universität Berlin, haben nun das benötigte Glas aus „Mondstaub“ (Regolith) hergestellt und mit Perowskit beschichtet. Damit ließe sich bis zu 99 Prozent des Gewichts einsparen, um auf dem Mond PV-Module zu produzieren. Die Strahlenhärte konnte das Team am Protonenbeschleuniger des HZB getestet.