Solarer Wasserstoff: Hürden für Ladungstransport in Metalloxiden

Im Femtosekundenlabor werden alle Proben sowohl mit einer Terahertz-Methode (OPTP) als auch mit Mikrowellenspektroskopie (TRMC) untersucht, beide Messmethoden liefern zunächst Informationen über die Mobilität und Lebensdauer der Ladungsträger in Metalloxiden- allerdings auf unterschiedlichen Zeitskalen.

Im Femtosekundenlabor werden alle Proben sowohl mit einer Terahertz-Methode (OPTP) als auch mit Mikrowellenspektroskopie (TRMC) untersucht, beide Messmethoden liefern zunächst Informationen über die Mobilität und Lebensdauer der Ladungsträger in Metalloxiden- allerdings auf unterschiedlichen Zeitskalen. © HZB

Metalloxide eignen sich theoretisch ideal als Photoelektroden für die direkte Erzeugung von Wasserstoff mit Sonnenlicht. Nun gelang es einem Team am Helmholtz-Zentrum Berlin erstmals, die Transporteigenschaften der Ladungsträger in unterschiedlichen Metalloxiden über einen Zeitbereich von neun Größenordnungen zu ermitteln.

Dies gelang durch die Kombination von Terahertz- und Mikrowellen-Analysen in einem Zeitbereich von von 100 Femtosekunden bis 100 Mikrosekunden. Dabei zeigte sich bzgl. Metalloxide, wie Ladungsträger festgehalten werden oder ganz verloren gehen, und damit nicht zur Erzeugung von Wasserstoff zur Verfügung stehen. An ersten Materialen konnten diese Effekte verringert werden, was bessere Photoelektroden ermöglicht.

Metalloxide eignen sich theoretisch ideal als Photoelektroden

Klimaneutral erzeugter Wasserstoff soll als Brennstoff und Rohstoff künftig eine große Rolle spielen. Dabei wird Wasserstoff durch Elektrolyse von Wasser erzeugt, entweder mit einem indirekten Ansatz, in welchem eine externe Energiequelle (Solarmodul oder Windrad) die Elektrolysezelle mit Spannung versorgt oder mit einem direkten Ansatz: Einer photoelektrochemischen Zelle, in der die Photoelektrode selbst die elektrische Energie für die Elektrolyse liefert (PEC-Zelle). Dieser direkte Ansatz hätte einige Vorteile, ist aber bislang noch nicht wettbewerbsfähig.

Dies liegt bisher vor allem am Mangel an geeigneten Photoelektroden. Als prinzipiell geeignet gelten Metalloxide, sie sind preiswert, ungiftig, stabil in wässriger Lösung und besitzen zudem oft noch katalytische Eigenschaften, die die gewünschte chemische Reaktion beschleunigen können. Und Sonnenlicht setzt Ladungsträger in Metalloxiden frei, erzeugt also eine elektrische Spannung. Aber Im Vergleich zu dotierten Halbleitern wie Silizium sind diese Ladungsträger nicht sehr mobil, sondern eher langsam, oder setzen sich gleich wieder im Gitter fest, werden also lokalisiert. Dafür sorgen verschiedene Mechanismen auf unterschiedlichen Zeit- und Längenskalen, die noch kaum erforscht sind.

Im Femtosekundenlaserlabor am HZB hat das Team um Dr. Dennis Friedrich und Dr. Hannes Hempel nun erstmals im Detail untersucht, was die Leitfähigkeit von Metalloxiden begrenzt: „Dabei wollten wir herausfinden, wie stark Ladungsträger lokalisiert werden und wie dies ihre Mobilität zu unterschiedlichen Zeiten herabsetzt“, sagt Markus Schleuning, Erstautor der Studie, der zu diesem Thema promoviert hat.

„Zunächst haben wir ein neues Verfahren entwickelt, um die Diffusionslängen zu bestimmen. Die simple Gleichung kann auch auf andere Materialklassen wie Halide-Perowskite oder Silizium angewendet werden“, erklärt Hempel. „Dann haben wir heraus gefunden, das dies für bestimmte Materialien nicht funktioniert und zwar genau dann, wenn die Ladungsträger lokalisiert sind“, fügt Friedrich hinzu.

Beste Materialien für klimaneutral erzeugten Wasserstoff

Im Femtosekundenlabor werden dafür alle Proben sowohl mit einer Terahertz-Methode (OPTP) als auch mit Mikrowellenspektroskopie (TRMC) untersucht. Beide Messmethoden ermöglichen zunächst Aussagen zu Beweglichkeit und Lebenszeit der Ladungsträger– jedoch auf unterschiedlichen Zeitskalen. Dabei können die jeweiligen Ergebnisse stark voneinander abweichen – ein Beleg dafür, dass Ladungsträger in der Zwischenzeit lokalisiert wurden. Von ultraschnellen Prozessen im Bereich von 100 Femtosekunden bis zu langsameren Vorgängen, die 100 Mikrosekunden dauerten, konnte das Team die Dynamik der Ladungsträger in den Materialien bestimmen. Zum Vergleich: Dies wären auf unsere menschliche Zeitwahrnehmung hochgerechnet Veränderungen in Zeitspannen von 1 Sekunde bis zu 31 Jahren.

Die Physiker analysierten mit diesem Verfahren zehn Metalloxid-Verbindungen, darunter Fe2O3, CuFeO2, α-SnWO4, BaSnO3 und CuBi2O4. Bei allen Materialien waren die Mobilitäten im Vergleich zu herkömmlichen Halbleitern sehr gering. Mit Tempern, einer Wärmebehandlung, gelang es, in BaSnO3, die Mobilität deutlich zu verbessern. Am besten schnitt das bekannte Bismutvanadat (BiVO4) ab, wo es kaum zur Lokalisation von Ladungsträgern auf den untersuchten Längenskalen kommt. Die Studie zeigt, wie sich Metalloxidverbindungen charakterisieren lassen, um die besten Materialien für Photoelektroden zu identifizieren und weiter zu entwickeln.

arö

  • Link kopieren

Das könnte Sie auch interessieren

  • Batterieforschung mit dem HZB-Röntgenmikroskop
    Science Highlight
    18.11.2024
    Batterieforschung mit dem HZB-Röntgenmikroskop
    Um die Kapazität von Lithiumbatterien weiter zu steigern, werden neue Kathodenmaterialien entwickelt. Mehrschichtige lithiumreiche Übergangsmetalloxide (LRTMO) ermöglichen eine besonders hohe Energiedichte. Mit jedem Ladezyklus wird jedoch ihre Kapazität geringer, was mit strukturellen und chemischen Veränderungen zusammenhängt. Mit Röntgenuntersuchungen an BESSY II hat nun ein Team aus chinesischen Forschungseinrichtungen diese Veränderungen erstmals experimentell mit höchster Präzision vermessen: Mit dem einzigartigen Röntgenmikroskop konnten sie morphologische und strukturelle Entwicklungen auf der Nanometerskala beobachten und dabei auch chemische Veränderungen aufklären.

  • BESSY II: Neues Verfahren für bessere Thermokunststoffe
    Science Highlight
    04.11.2024
    BESSY II: Neues Verfahren für bessere Thermokunststoffe
    Umweltfreundliche Thermoplaste aus nachwachsenden Rohstoffen lassen sich nach Gebrauch recyclen. Ihre Belastbarkeit lässt sich verbessern, indem man sie mit anderen Thermoplasten mischt. Um optimale Eigenschaften zu erzielen, kommt es jedoch auf die Grenzflächen in diesen Mischungen an. Ein Team der Technischen Universität Eindhoven in den Niederlanden hat nun an BESSY II untersucht, wie sich mit einem neuen Verfahren aus zwei Grundmaterialien thermoplastische „Blends“ mit hoher Grenzflächenfestigkeit herstellen lassen: Aufnahmen an der neuen Nanostation der IRIS-Beamline zeigten, dass sich dabei nanokristalline Schichten bilden, die die Leistungsfähigkeit des Materials erhöhen.
  • Wasserstoff: Durchbruch bei Alkalischen Membran-Elektrolyseuren
    Science Highlight
    28.10.2024
    Wasserstoff: Durchbruch bei Alkalischen Membran-Elektrolyseuren
    Einem Team aus Technischer Universität Berlin, Helmholtz-Zentrum Berlin, Institut für Mikrosystemtechnik der Universität Freiburg (IMTEK) und Siemens Energy ist es gelungen, eine hocheffiziente alkalische Membran-Elektrolyse Zelle erstmals im Labormaßstab in Betrieb zu nehmen. Das Besondere: Der Anodenkatalysator besteht dabei aus preisgünstigen Nickelverbindungen und nicht aus begrenzt verfügbaren Edelmetallen. An BESSY II konnte das Team die katalytischen Prozesse durch operando Messungen im Detail darstellen, ein Theorie Team (USA, Singapur) lieferte eine konsistente molekulare Beschreibung. In Freiburg wurden mit einem neuen Beschichtungsverfahren Kleinzellen gebaut und im Betrieb getestet. Die Ergebnisse sind im renommierten Fachjournal Nature Catalysis publiziert.