Nachruf für Professor Michael Steiner
Wir trauern um unseren langjährigen, ehemaligen Geschäftsführer Prof. Dr. Michael Steiner, der am 5. November 2022 im Alter von 79 Jahren in Berlin verstorben ist. Wir verlieren einen hochgeschätzten Menschen, dem wir viel zu verdanken haben.
Prof. Michael Steiner leitete von 1998 bis 2008 als wissenschaftlicher Geschäftsführer das Hahn-Meitner-Institut (HMI), eine Vorgängereinrichtung des heutigen Helmholtz-Zentrums Berlin. In dieser Zeit bereitete er die Verschmelzung des HMI mit der BESSY GmbH vor, die beide Großforschungsanlagen betrieben. Sein Ziel war es, die Neutronen- und Photonenforschung im Sinne eines fruchtbaren wissenschaftlichen Austauschs unter einem Dach zu vereinen.
Michael Steiner war ein weltweit renommierter Experte für die Forschung mit Neutronen. Seine Experimente zu antiferromagnetisch gekoppelten Spinketten haben einen wichtigen Beitrag zur Theorie der topologischen Phasenübergänge geliefert, für die D. Haldane und M. Kosterlitz 2016 den Nobelpreis für Physik erhielten. Steiner war Professor an der TU Berlin und der Universität Mainz.
1974 kam Michael Steiner als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe Neutronenstreuung unter Leitung von Prof. Dachs an das HMI und übernahm anschließend verschiedene Aufgaben. 1994 wurde er Direktor des Berlin Neutron Scattering Center (BENSC) am Berliner Forschungsreaktor BER II, der unter Steiners Leitung einen hervorragenden Ruf erlangte. Insbesondere Experimente mit hohen Magnetfeldern und tiefen Temperaturen wurden weltweit nachgefragt und zogen viele internationale Gruppen nach Berlin. Die Neutronenforschung des HMI wurde weltweit bekannt für innovative Experimentiermöglichkeiten und ein intellektuell anregendes Forschungsumfeld, das Michael Steiner maßgeblich prägte. Neben der Neutronenforschung verankerte er die Solarenergieforschung als zweite Säule des HMI und etablierte neue Strukturen, um sie zu fördern.
Für sein unermüdliches Engagement zur Stärkung der deutschen und europäischen Wissenschaftslandschaft wurde Michael Steiner im Jahr 2010 mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet.
Auch nach seiner Emeritierung 2009 blieb Michael Steiner weiterhin zum Wohle der Wissenschaft aktiv. Seine langjährige Expertise brachte er als Sprecher der European Neutron Scattering Association (ENSA) ein, die die Interessen von 4500 Nutzenden europäischer Neutronenquellen vertritt.
Nicht nur in der wissenschaftlichen Community war Michael Steiner ein hochgeschätzter Experte, sondern auch an unserem Zentrum, das er mit großem Weitblick und menschlichem Feingefühl leitete. Wir verlieren mit Prof. Michael Steiner einen visionären Menschen mit brillanten Ideen, dem wir viel zu verdanken haben.
Unser herzliches Beileid übermitteln wir seiner Familie und Angehörigen und wünschen ihnen viel Kraft für die nächste Zeit.
Unterschriebener Nachruf für Prof. Michael Steiner
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