Wir sind im Home-Office / 30.04. / Rutger Schlatmann
Viele Kolleginnen und Kollegen arbeiten zurzeit im Home-Office, tauschen sich per Telefon oder Videokonferenzen aus. Trotzdem fehlt es uns, andere Kollegen einfach mal im Flur oder in der Küche zu treffen. Daher verlagern wir die “Flurgespräche” ins Digitale. Heute stellen wir Rutger Schlatmann aus dem PVcomB vor.
Was sind Deine normalen Aufgaben und woran arbeitest Du gerade?
Im Moment leite ich zwei Institute gleichzeitig, das Kompetenzzentrum PVcomB und das Institut für Silizium-Photovoltaik. Ich koordiniere dabei die neue Strukturierung in der Kekuléstraße (Labore, Büros, Umsetzungen etc.). Diese Aufgaben haben sich nicht geändert, aber momentan habe ich mehr administrativen Aufwand als sonst. Ich muss zum Beispiel viele Ausnahmeanträgen von Kollegen, die dringend ins Labor wollen, genehmigen oder ablehnen. Dabei merke ich, wie unterschiedlich die Menschen auf die Situation reagieren. Manche freuen sich auf das Home-Office und andere suchen nach Gründen, um herauszukommen. Wie verständlich! Aber so leid es mir tut… Lockdown gilt für alle. Im Prinzip kann ich fast alle Aufgaben vom Home-Office erledigen, bis auf persönliche Gespräche. Die müssen leider warten, bis wir wieder im Büro sind. Face to face ist doch noch anders als Skype.
Wie nutzt Du die Zeit, die Du gerade durch den Wegfall des Arbeitswegs einsparst?
Da ich meine Arbeitszeit nicht erfasse, spare ich nicht richtig Zeit. Aber da ich es momentan nicht weit bis zum Garten habe, nutze ich jede Gelegenheit, um im Garten Unkraut zu zupfen oder das Haus zu streichen. Normalerweise habe dafür nie Zeit.
Was ist besonders schön am Home-Office?
Ganz klar: Ich habe zu Hause WLAN!
Was ist Deine größte Herausforderung momentan?
Es gibt eigentlich nicht so viele, aber Corona-bedingt spüren wir bei einem großen Industriepartner in Taiwan, dass sie dort wieder aktiv arbeiten und sie ein bisschen ungeduldig werden. Die Kooperation läuft aber gut weiter.
Gibt es auch Vorteile durch den Lockdown?
Da fast überall der Laborbetrieb heruntergefahren ist, bleiben uns unsere Weltrekorde mit den Tandemsolarzellen länger erhalten! Andererseits müssen wir schnell weiter forschen, um noch besser zu werden und vorne zu bleiben.
Wie hältst Du den Kontakt zu Freunden und Familie in den Niederlanden?
Wie immer über Telefon, Facetime oder ähnliches. Ich war kurz vor Beginn der Kontaktbeschränkung ein paar Mal zu Hause bei meiner Familie. Da die Grenzen mit Holland nicht zu sind, gibt mir das Gefühl, dass ich nach wie vor nach Bedarf schnell hinfahren könnte. Deshalb hat sich für mich nicht viel geändert.
Möchtest Du den Kollegen etwas auf dem Weg geben?
Trotz allen Umständen sollten wir genießen, im öffentlichen Dienst zu arbeiten, keinen wirtschaftlichen Druck zu haben und nicht um unsere Existenz kämpfen zu müssen. Das ist ein großer Luxus. Trotzdem ist mir bewusst, dass viele Kollegen kleine Kinder haben und dadurch nicht so viel arbeiten können wie sonst. Das verstehe ich gut und versuche, den Druck wegzunehmen. Manche Aufgaben müssen eben manchmal warten.
Welche Chancen siehst Du in der Krise?
Die Chance, über Prioritäten nachzudenken, über das, was uns mehr oder weniger wichtig ist. Aber vor allem, dass allen bewusst wird, dass die Wissenschaft für die Lösung von den wichtigen Problemen in der Welt unentbehrlich ist.
Worauf freust Du Dich am meisten, wenn diese Zeit vorbei ist?
Natürlich, dass ich nach Herzenslust meine Familie und Freunde besuchen kann. Auch ins Restaurant zu gehen. Das mache ich sonst auch nicht so oft, aber jetzt spüre ich das Bedürfnis zu dürfen…
Viele Kollegen treffe ich momentan digital. Im Prinzip lässt sich auf dieser Weise vieles regeln. Aber ich freue mich auf die spontanen Begegnungen auf Arbeit. Und ab Montag auf das Klopfen an meiner Bürotür!
Die Fragen stellte Sophie Spangenberger.