Der landesbeste Feinwerkmechaniker 2019 kommt aus dem HZB
Bereits im dritten Jahr in Folge darf sich das HZB über einen außergewöhnlichen Erfolg bei der Feinwerkmechaniker-Ausbildung freuen. Shayne Fraiss beendete seine Ausbildung als Bester seines Jahrgangs in Berlin. Wir haben ihn und seine Ausbilder gefragt, was das Geheimrezept für diesen Erfolg ist.
Herr Fraiss, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem tollen Ausbildungsabschluss! Was muss man eigentlich mitbringen, um Feinwerkmechaniker zu werden?
Shayne Fraiss: Vor allem muss man Interesse an dem Beruf haben und gern handwerklich arbeiten wollen. Ich komme aus einer Familie, wo wir viel selbst repariert haben. Mein Vater ist auch Handwerker und hat mir schon als Kind gezeigt, dass man Spielzeug nicht wegwerfen muss, sonders es reparieren kann. Später hatte ich ein BMX-Rad, an dem ich rumgeschraubt habe, und dachte: Es wäre cool, wenn ich einfach ein kaputtes Teil selbst nachbauen könnte. So ist die Idee mit der Feinwerkmechaniker-Ausbildung entstanden. Also wie gesagt: man muss den Beruf wirklich wollen und einen Ausbildungsbetrieb finden, der seine Sache ernst nimmt. Alles andere kann man lernen.
Herr Remus, Sie sind Ausbilder für diesen Beruf am HZB. Worin liegt Ihr Erfolgsrezept? Wählen Sie bei der Einstellung nur sehr gute Schülerinnen und Schüler aus, die dann die Voraussetzungen für einen Spitzenabschluss mitbringen?
Christian Remus: Nein, überhaupt nicht. Wir nehmen nicht nur Abiturienten. Bei uns reicht ein Real- oder Hauptschulabschluss, auch die Noten spielen bei der Auswahl nicht die entscheidende Rolle. Wir nehmen uns viel Zeit bei der Auswahl, sprechen mit den jungen Menschen und merken ziemlich schnell, ob einer den Job wirklich machen will. Wir gucken auch nicht darauf, ob jemand schon mal eine Feile in der Hand hatte. Wir sehen es vielmehr als unsere Aufgabe, die Azubis während ihrer dreieinhalbjährigen Zeit fit zu machen. Dazu ist die Ausbildung ja da.
Welche Fertigkeiten erlernt man als Feinwerkmechaniker? Spielt nicht mittlerweile das Programmieren der Maschinen eine wichtigere Rolle als das handwerkliche Geschick?
Christian Remus: Ohne handwerkliches Geschick geht es nicht! Es ist ein Irrglaube, dass Maschinen alles können. Man kann es damit vergleichen: Man muss erst laufen lernen, bevor man sich ins Auto setzt. Wir sind Dienstleister für die Forschung, bei uns geht es um Einzelteilfertigung, nicht um Serienproduktion. Da ist es wichtig, Teile auch mal mit der Hand nachbessern zu können. Bei uns lernen die Azubis im ersten Jahr ausführlich das Arbeiten an den Dreh- und Fräsmaschinen. Erst wenn sie darin sicher sind, arbeiten sie auch an CNC-Maschinen, also mit computergestützten Verfahren.
Frau Tietz, Sie leiten die Werkstatt am HZB. Dreimal hintereinander beendete ein Azubi seine Feinwerkmechaniker-Ausbildung als Bester in Berlin. Was läuft hier bei der Ausbildung besser als anderswo?
Katrin Tietz: In erster Linie haben nicht wir, sondern unsere Azubis diese Erfolge erzielt! Aber wir unterstützen sie natürlich, haben langjährige Erfahrungen und bilden uns regelmäßig zu Ausbildungsbelangen weiter. Ein Unterschied zu kleineren Handwerksbetrieben ist, dass man bei uns mit einer ganzen Palette an Materialien arbeitet – von Metallen wie Edelstahl, Aluminium, Titan bis hin zu Kunststoffen und Keramiken. Ein Handwerksbetrieb ist meist auf eine Materialklasse oder ein Produkt spezialisiert. Was aus unserer Sicht auch sehr gut funktioniert: Wir stellen immer zwei neue Azubis gleichzeitig ein, dafür nur alle zwei Jahre. So können sie sich gegenseitig gut unterstützen.
Herr Fraiss, stimmt das Klischee, dass man als Handwerker immer im Freundeskreis ran muss, um Sachen zu reparieren?
Shanye Fraiss: (lacht) Ja, das stimmt schon, dass ich viel für andere repariere. Aber das macht mir Spaß und ich bin mittlerweile gut ausgestattet mit Werkzeugen. Durch die Ausbildung habe ich viel gelernt, was mir im Leben weiterhilft. Wenn ich zum Beispiel ein technisches Gerät kaufe, kann ich viel besser einschätzen, ob es hochwertig gefertigt ist und lange hält.