Neuer Probenhalter für die Proteinkristallographie

Bis zu drei Tropfen Proteinlösung können auf den Probenhalter gegeben werden.

Bis zu drei Tropfen Proteinlösung können auf den Probenhalter gegeben werden. © HZB

24 Probenhalter sind auf jeweils einer Platte gruppiert.

24 Probenhalter sind auf jeweils einer Platte gruppiert. © HZB

Nachdem sich Proteinkristalle gebildet haben, werden sie auf dem gleichen Probenhalter zur Messung vorbereitet.

Nachdem sich Proteinkristalle gebildet haben, werden sie auf dem gleichen Probenhalter zur Messung vorbereitet. © HZB

Ein HZB-Team hat einen neuartigen Probenhalter entwickelt, der die Messung von Proteinkristallen deutlich erleichtert. In einem kurzen Video zeigen die Forscher, wie Proteine in Lösung auf den neuen Probenhaltern selbst auskristallisieren und im Anschluss an den MX-Beamlines von BESSY II analysiert werden können. Ein Patent ist bereits erteilt und ein Hersteller gefunden.

Proteine sind riesige Moleküle, die sich häufig durch ihre komplexe, dreidimensionale Architektur, etwa mit Seitenketten, Faltungen oder schraubenartigen Formen auszeichnen. Für ihre Funktion in Organismen spielt diese dreidimensionale Gestalt oft die entscheidende Rolle. Sowohl für die biologische Grundlagenforschung als auch für die Entwicklung von neuen Arzneimitteln ist es daher wichtig, die Proteinstruktur aufzuklären. Dafür werden zunächst Proteine aus einer Lösung auskristallisiert, so dass winzige Kristalle entstehen. Diese Proteinkristalle werden dann zum Beispiel an den MX-Beamlines an BESSY II analysiert, so dass aus den Daten  ein Abbild des Makromoleküls errechnet werden kann. 

Bisher wurden die Kristalle zunächst gezüchtet und anschließend auf einen Probenhalter für die Strukturanalyse aufgebracht – dies barg jedoch das Risiko, die oft extrem fragilen Kristalle zu zerstören.

Dieses Risiko besteht mit dem neuen Probenhalter nicht mehr, den Dr. Manfred Weiss und Dr. Christian Feiler vom MX-Team zusammen mit Dr. Dirk Wallacher von der Probenumgebung an BESSY II entwickelt haben: Dabei wird die Proteinlösung direkt auf den Probenhalter aufgebracht und dort auskristallisiert, so dass die Proteinkristalle auf dem gleichem Probenhalter in der MX-Beamline analysiert werden können. „Der neue Probenhalter spart Arbeitsschritte und verringert das Risiko, die empfindlichen Proteinkristalle zu beschädigen“, erläutert Christian Feiler. „In einem kurzen Videoclip zeigen wir Schritt für Schritt, wie sehr diese Probenhalter die Proteinkristallographie erleichtern. Das muss man einfach sehen“, erklärt Dr. Manfred Weiss, Leiter der MX Beamline.

Da in der Praxis immer eine Vielzahl von Proben vermessen wird, sind jeweils 24 Probenhalter auf einer Platte gruppiert. Der neue Probenhalter ist in Deutschland patentiert und für ein internationales Patent angemeldet. Die Firma Jena Bioscience hat eine Lizenz erworben und vertreibt die Neuentwicklung bereits weltweit.

Publiziert in  J. Vis. Exp. (2019): An All-in-one Sample Holder for Macromolecular X-ray Crystallography with Minimal Background Scattering. Christian G. Feiler, Dirk Wallacher, Manfred S. Weiss

doi:10.3791/59722

Zum Video und zur Publikation

S. Furtak/red.

  • Link kopieren

Das könnte Sie auch interessieren

  • Optische Innovationen für Solarmodule – Was bringt den Ausbau am meisten voran?
    Science Highlight
    28.03.2025
    Optische Innovationen für Solarmodule – Was bringt den Ausbau am meisten voran?
    Im Jahr 2023 erzeugten Photovoltaikanlagen weltweit mehr als 5% der elektrischen Energie und die installierte Leistung verdoppelt sich alle zwei bis drei Jahre. Optische Technologien können die Effizienz von Solarmodulen weiter steigern und neue Einsatzbereiche erschließen, etwa in Form von ästhetisch ansprechenden, farbigen Solarmodulen für Fassaden. Nun geben 27 Fachleute einen umfassenden Überblick über den Stand der Forschung und eine Einschätzung, welche Innovationen besonders zielführend sind. Der Bericht, der auch für Entscheidungsträger*innen in der Forschungsförderung interessant ist, wurde von Prof. Christiane Becker und Dr. Klaus Jäger aus dem HZB koordiniert.
  • Katalyseforschung mit dem Röntgenmikroskop an BESSY II
    Science Highlight
    27.03.2025
    Katalyseforschung mit dem Röntgenmikroskop an BESSY II
    Anders als in der Schule gelernt, verändern sich manche Katalysatoren doch während der Reaktion: So zum Beispiel können bestimmte Elektrokatalysatoren ihre Struktur und Zusammensetzung während der Reaktion verändern, wenn ein elektrisches Feld anliegt. An der Berliner Röntgenquelle BESSY II gibt es mit dem Röntgenmikroskop TXM ein weltweit einzigartiges Instrument, um solche Veränderungen im Detail zu untersuchen. Die Ergebnisse helfen bei der Entwicklung von innovativen Katalysatoren für die unterschiedlichsten Anwendungen. Ein Beispiel wurde neulich in Nature Materials publiziert. Dabei ging es um die Synthese von Ammoniak aus Abfallnitraten.
  • BESSY II: Magnetische „Mikroblüten“ verstärken Magnetfelder im Zentrum
    Science Highlight
    25.03.2025
    BESSY II: Magnetische „Mikroblüten“ verstärken Magnetfelder im Zentrum
    Eine blütenförmige Struktur aus einer Nickel-Eisen-Legierung, die nur wenige Mikrometer misst, kann Magnetfelder lokal verstärken. Der Effekt lässt sich durch die Geometrie und Anzahl der „Blütenblätter“ steuern. Das magnetische Metamaterial wurde von der Gruppe um Dr. Anna Palau am Institut de Ciencia de Materials de Barcelona (ICMAB) mit Partnern aus dem CHIST-ERA MetaMagIC-Projekts entwickelt und nun an BESSY II in Zusammenarbeit mit Dr. Sergio Valencia untersucht. Die Mikroblüten ermöglichen vielfältige Anwendungen: Sie können die Empfindlichkeit magnetischer Sensoren erhöhen, die Energie für die Erzeugung lokaler Magnetfelder reduzieren, und am PEEM-Messplatz an BESSY II die Messung von Proben unter deutlich höheren Magnetfeldern ermöglichen.