Selbstorganisierte, molekulare Monolagen für effiziente Perowskit-Solarzellen

Das Molekül organisiert sich entlang der Oberfläche der Elektroden, bis eine geschlossene Monolage entsteht.

Das Molekül organisiert sich entlang der Oberfläche der Elektroden, bis eine geschlossene Monolage entsteht. © Saule Magomedoviene / HZB

“Self‐Assembled Hole Transporting Monolayer for Highly Efficient Perovskite Solar Cells” , Cover der aktuellen Ausgabe Advanced Energy Materials.

“Self‐Assembled Hole Transporting Monolayer for Highly Efficient Perovskite Solar Cells” , Cover der aktuellen Ausgabe Advanced Energy Materials. © Wiley/VCH

Ein Team am HZB hat ein neues Verfahren entdeckt, um effiziente Kontaktschichten in Perowskit-Solarzellen zu realisieren: Es basiert auf Molekülen, die sich selbstorganisierend anordnen und eine Monolage bilden. Die Studie wurde in Advanced Energy Materials publiziert und ist auf dem Front-Cover des Journals erschienen.

In den letzten Jahren konnten Solarzellen auf der Basis von Metall-Halid Perowskiten einen einzigartigen Anstieg im Wirkungsgrad erzielen. Diese Materialien versprechen kostengünstige und flexible Solarzellen und können mit konventionellen PV-Materialien wie Silizium zu besonders effizienten Tandem-Solarzellen kombiniert werden. Ein wichtiger Schritt zur Industriereife ist die Entwicklung effizienter elektrischer Kontaktschichten, welche die Abscheidung von Perowskit-Schichten auf unterschiedlichen Substraten erlauben.

Moleküle bilden von selbst eine Monolage

Nun hat ein Team um den HZB-Physiker Dr. Steve Albrecht in Zusammenarbeit mit dem ehemaligen DAAD-Austauschstudenten Artiom Magomedov von der Kaunas University of Technology (KTU), Litauen, ein neuartiges selbstorganisierendes Monolagen-Molekül (engl. self-assembled monolayer, SAM) synthetisiert und erfolgreich als lochleitende Schicht in Perowskit-Solarzellen eingesetzt. Das Molekül ist Carbazol-basiert und bindet sich durch eine Phosphonsäure-Gruppe an das Oxid der transparenten Elektrode. Dabei organisiert sich dieses Molekül selbstständig an der Elektrodenoberfläche, bis eine geschlossene Monolage entsteht. Diese ultradünne Schicht zeigt keine optischen Verluste und könnte durch die Selbstorganisation konform alle Oberflächen bedecken, also auch texturiertes Silizium in Tandemarchitekturen.

Minimaler Materialeinsatz - viele Optionen

Mit dieser Technik erreicht man einen äußerst geringen Materialverbrauch und die chemische Struktur der SAMs kann je nach Anwendungsgebiet angepasst werden. Damit könnten die SAMs auch als Modellsystem für zukünftige Untersuchungen der Grenzflächeneigenschaften oder des Perowskit-Wachstums dienen.

Neue SAMs am HZB-HySPRINT-Labor

Die Arbeiten fanden am HySPRINT-Labor des HZB statt, wo die Gruppe um Albrecht nun an einer neuen Generation von selbstorganisierenden Molekülen für Kontaktschichten forscht, mit denen die Solarzellen nunmehr Wirkungsgrade von über 21 % erreichen.

Anmeldung zum Patent

Da dieser Ansatz für Perowskit-Solarzellen noch nie vorher in Betracht gezogen wurde und potenziell für die industrielle Implementierung eine Rolle spielen kann, haben die Teams vom HZB und der KTU das Molekül und die Anwendung zur Patentanmeldung eingereicht. Da das wissenschaftliche Interesse für diese neue Kontaktmaterialklasse enorm ist, trägt die Fachzeitschrift in der aktuellen Ausgabe eine Abbildung zu der Veröffentlichung auf dem Front-Cover.

Publiziert in Advanced Energy Materials 2018: “Self‐Assembled Hole Transporting Monolayer for Highly Efficient Perovskite Solar Cells”. Artiom Magomedov, Amran Al‐Ashouri, Ernestas Kasparavičius, Simona Strazdaite, Gediminas Niaura, Marko Jošt, Tadas Malinauskas, Steve Albrecht and Vytautas Getautis.

Doi: 10.1002/aenm.201870139


Autor: Amran Al Ashouri, PhD student and shared first author of the publication


Das könnte Sie auch interessieren

  • Neue Option, um Eigenschaften von Seltenerd-Elementen zu kontrollieren
    Science Highlight
    17.07.2024
    Neue Option, um Eigenschaften von Seltenerd-Elementen zu kontrollieren
    Die besonderen Eigenschaften von magnetischen Materialien aus der Gruppe der Seltenen Erden gehen auf Elektronen in der 4f-Schale zurück. Bislang galten die magnetischen Eigenschaften der 4f-Elektronen als kaum kontrollierbar. Nun hat ein Team von HZB, der Freien Universität Berlin und weiteren Einrichtungen erstmals gezeigt, dass durch Laserpulse 4f-Elektronen beeinflusst – und damit deren magnetische Eigenschaften verändert werden können. Die Entdeckung, die durch Experimente am EuXFEL und FLASH gelang, weist einen neuen Weg zu Datenspeichern mit Seltenen Erden.
  • BESSY II zeigt, wie sich Feststoffbatterien zersetzen
    Science Highlight
    09.07.2024
    BESSY II zeigt, wie sich Feststoffbatterien zersetzen
    Feststoffbatterien können mehr Energie speichern und sind sicherer als Batterien mit flüssigen Elektrolyten. Allerdings halten sie nicht so lange und ihre Kapazität nimmt mit jedem Ladezyklus ab. Doch das muss nicht so bleiben: Forscherinnen und Forscher sind den Ursachen bereits auf der Spur. In der Fachzeitschrift ACS Energy Letters stellt ein Team des HZB und der Justus-Liebig-Universität Gießen eine neue Methode vor, um elektrochemische Reaktionen während des Betriebs einer Feststoffbatterie mit Photoelektronenspektroskopie an BESSY II genau zu verfolgen. Die Ergebnisse helfen, Batteriematerialien und -design zu verbessern.

  • Wertstoffe aus Abfall: Auf die richtigen Elektrolyte kommt es an
    Science Highlight
    01.07.2024
    Wertstoffe aus Abfall: Auf die richtigen Elektrolyte kommt es an
    Stellt man aus Biomasse Biodiesel her, fällt als Nebenprodukt Glycerin an. Bislang wird dieses Nebenprodukt jedoch wenig genutzt, obwohl es durch Oxidation in photoelektrochemischen Reaktoren (PEC) zu wertvolleren Chemikalien verarbeitet werden könnte. Der Grund dafür: geringe Effizienz und Selektivität. Nun hat ein Team um Dr. Marco Favaro vom Institut für Solare Brennstoffe am HZB den Einfluss der Elektrolyte auf die Effizienz der Glycerin-Oxidations-Reaktion in PEC-Reaktoren untersucht und Ergebnisse erhalten, die dabei helfen, effizientere und umweltfreundlichere Produktionsverfahren zu entwickeln.