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Interviews zum Girls Day

Frauen in wissenschaftliche und technischen Berufen? Das ist am Helmholtz-Zentrum Berlin ganz normal. Unsere Schülerpraktikantin Lia-Alisa Rüchel hat drei Mitarbeiterinnen aus dem HZB interviewt. Sie hat gefragt, wie ihr Arbeitsalltag in einem naturwissenschaftlichen Forschungszentrum aussieht und warum sie es wichtig finden, sich beim Girls'Day zu engagieren.

Dr. Ulrike Witte – Leiterin Schülerlabor Adlershof

Mitarbeiterin HZB

Ulrike Witte hat Kristallografie studiert, seit sechs Jahren leitet sie das Schülerlabor in Adlershof. Dabei organisiert sie seit fünf Jahren auch den Girl ‘s Day.

Warum machen Sie beim Girl ‘s Day mit?
Erstens macht es mir natürlich Spaß. Was ich aber auch sehr wichtig finde ist, dass mehr Frauen in die Wissenschaft gehen. Die Frauen sind genauso klug, sie haben manchmal eine andere Art zu denken. Manchmal können sie  ein Problem, das Männer vielleicht nicht gelöst haben, doch noch lösen.  Auf jeden Fall bringt es sehr viel, wenn Frauen und Männer zusammen arbeiten.

Was mögen Sie am Girl ‘s Day?
Wenn eine normale Schulklasse kommt, hat man schon manchmal welche dabei, die eigentlich nur froh sind, den Tag nicht in der Schule sitzen zu müssen. Zum  Girl ‘s Day dagegen kommen meistens Mädchen, die sich ganz bewusst entschieden haben, uns zu besuchen. Es macht einfach Spaß, mit denen zu arbeiten.

Was für Erfahrungen haben Sie beim Girl ‘s Day gemacht?
Eigentlich fast nur Gute.

Gab es denn auch schlechte Erfahrungen?
Früher haben manchmal die Lehrerinnen die ganze Klasse angemeldet.  Das war sicher nur gut gemeint. Aber dann hatten wir auch Mädchen, die etwas gelangweilt rumsaßen; da hat man dann gemerkt, dass es nicht ihre eigene Entscheidung war, hierherzukommen. Das waren die schlechten Erfahrungen. Seitdem lassen wir keine Klassenanmeldungen mehr zu. So müssen sich die Mädchen einzeln anmelden und damit ist das Problem gelöst.
 
Wie ist der Ablauf beim Girl ‘s Day?
Auch das Schülerlabor macht am Girl ‘s Day einen Workshop. Um 9 Uhr kommen die Mädchen und  werden im Hörsaal mit einem kleinen Begrüßungsvortrag empfangen. Dort stellen wir auch die Berufe vor, die wir im Zentrum haben. Dann gehen die Mädchen in die Workshops, die sie schon vorher im Internet wählen konnten.  Die Wissenschaftler holen die Mädchen am Hörsaal ab. Nach etwa anderthalb Stunden kommen sie wieder zum Hörsaal zurück, haben eine kleine Pause und dann geht das Spiel im zweiten Workshop genauso los. Nach dem zweiten Workshop kommen alle Mädchen wieder zusammen, dann können sie noch auf unseren  Auswertungsbögen  ankreuzen, was ihnen gefallen hat. Und zum Abschluss gibt es vor dem Hörsaal  ein Buffet für alle Beteiligten.

Gibt es in Adlershof andere Workshops als in Wannsee?
Ja, gibt es. Die Workshops haben immer mit den Themen am Standort zu tun. So bieten in Adlershof die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an BESSY II Workshops zu Beschleunigerphysik an oder zu Themen, die an BESSY II erforscht werden. In Wannsee dagegen geht es um andere Themen aus der Material- und Energieforschung.  Das Schülerlabor kann immer nur einen Workshop anbieten. Denn es gibt nur Platz für acht oder maximal zehn Mädchen.

Kann man sich bei der Anmeldung einen Workshop aussuchen?
Die Mädchen melden sich für einen Standort an. Wenn sie das getan haben, schicken wir ihnen die Liste der Workshops zu. Darunter wählen sie dann aus. Damit sie schon eine kleine Orientierung haben, haben wir meistens das Programm vom Vorjahr schon im Internet.

Die Fragen stellte Lia-Alisa Rüchel (Praktikantin Abt. Kommunikation)

Interview Anita Zahr - Mitarbeiterin in der IT-Abteilung

Mitarbeiterin HZB

Anita Zahr wollte früher Augenoptikerin werden, hat dann aber Informatik studiert.  Seit 28 Jahren arbeitet sie in der IT-Abteilung vom HZB. Als Gleichstellungsbeauftragte hat sie den Girl ‘s Day ins Leben gerufen. Seitdem hat sie jedes Jahr daran teilgenommen.
 
Wie kommen Sie zur Arbeit?
Ich fahre eigentlich immer mit dem Fahrrad zur Arbeit. Für den Weg brauche ich 40 Minuten.  Genauso lange bräuchte ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und Auto ist für mich keine Option.
 
Wie sieht Ihr normaler Arbeitstag aus?
Ich komme morgens an, beantworte meine E-Mails und schaue meine To-Do Liste vom letzten Tag durch. Gegen halb zehn treffe ich mich mit meinen Kollegen mit einem Tee und wir besprechen den Tag.  Vormittags gehe ich oft durch die Labore und gucke, ob bei den Maschinen alles läuft. Ich arbeite also viel am Rechner, bin aber auch viel unterwegs.

Woran genau arbeiten Sie hier?
Ich erstelle Steuerprogramme für Experimente.  Diese Programme sorgen dafür, dass die Daten aus den Experimenten in die Rechner kommen und ausgewertet werden. Die Prozesse sind reproduzierbar  und die Temperaturen werden ganz akkurat eingestellt. Das geht leichter über den Rechner als mit der Hand. Das ist mein Job, damit unterstütze ich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Woran arbeiten Sie im Moment?
Im Moment stelle ich Vakuum und Temperatur in einer Prozesskammer ein, damit Atome auf einem Trägersubstrat in sehr dünnen Schichten aufgedampft werden können.

Wird die Arbeit hier langweilig?
Die Arbeit an sich überhaupt nicht. Die ist immer wieder neu und spannend. Wir beteiligen uns aber auch an der Ausbildung der Studenten. Da muss  man jedes Jahr die gleichen Fragen beantworten. Denn in jedem Jahr fängt ja irgendwer von vorne an.

Wann haben Sie sich entschieden,  gerade hier zu arbeiten?
Ich bin nach meiner Ausbildung hier übernommen worden. Am Anfang dachte ich nicht, dass ich mein Leben lang hier bleibe, aber es hat mir immer Spaß gemacht, die Kollegen waren nett, die Aufgaben waren super und ich hatte nicht den Wunsch zu wechseln.

Warum haben Sie sich entschieden, am HZB nicht in der Forschung sondern in der IT zu arbeiten?
Ich habe Informatik studiert, aber Informatikforschung fand ich dann nicht so spannend.

Wissenschaftler wirken für mich immer so, als könnten sie Alles. Was können Sie überhaupt nicht?

Ich kenne mich überhaupt nicht gut mit dem Innenleben von Windows aus. Obwohl man sehr oft denkt, dass man das als Informatikerin total gut kann, sind mir die Details ein Rätsel. Da frage ich die Anderen.
 
Was mögen Sie am Girl ‘s Day?
Ich finde es total spannend, die Mädchen dabei zu beobachten. Einige, die anfangs nicht genau wussten, worum es geht, sagen später, dass es ganz toll war. Dann freue ich mich, dass wir ein bisschen von der eigenen Begeisterung rübergebracht haben . Manche Mädchen dachten, dass sie am Computer nichts können. Dann geben wir ihnen einen USB Stick mit und zuhause zeigen sie, was sie gelernt haben.

Werden Sie dieses Jahr auch wieder mitmachen?
Ja. Wahrscheinlich wieder mit Programmieren.  Es gibt  eine kleine Programmiersprache, mit der man total schnell Erfolge hat. Damit kann man tolle Grafikeffekte  auf den Bildschirm zaubern. . Es hat den Mädchen auch letztes Jahr viel Spaß gemacht und ich hoffe, dass es dieses Jahr auch genauso ist.

Die Fragen stellte Lia-Alisa Rüchel (Praktikantin Abt. Kommunikation)

Interview Jessica Hänisch - Wissenschaftlerin in der Solarenergieforschung

Mitarbeiterin HZB

Jessica Hänisch ist seit einem Jahr Solarforscherin am HZB. Ihr Vater hat sie inspiriert, Wissenschaftlerin zu werden. Sie hat Chemie studiert und als Schülerin selber am Girl ‘s Day teilgenommen.  Als Helferin war sie im letzten Jahr das erste Mal dabei.

Wie kommen Sie zur Arbeit?
Mein Arbeitsweg ist mit einer Stunde leider ziemlich lang, weil ich in Kreuzberg wohne. Darum fahre ich S-Bahn nach Adlershof. Ich habe mich dagegen entschieden in die Nähe zu ziehen, weil  ich zum Leben doch das Stadtinnere bevorzuge.

Wie sieht Ihr normaler Arbeitstag aus?

Es ist sehr abwechslungsreich und ich muss mich jeden Tag mit unterschiedlichen Dingen beschäftigen. Dabei bin ich viel im Labor, aber auch viel am Schreibtisch.

Woran forschen Sie im Moment?

Ich forsche im Moment an Hybrid-Solarzellen, das sind Solarzellen, die sowohl aus organischen als auch anorganischen Schichten bestehen. Ich untersuche die Oberflächen.

Was ist der Nutzen Ihrer Forschung?
Wir wollen Solarzellen noch besser machen, und wir arbeiten auch daran, dass sie noch leichter und günstiger produziert werden können.

Was finden Sie an der Solarforschung am interessantesten?

Ich finde spannend, dass es mittlerweile so viele verschiedene  Solarzellen gibt Ständig werden neue Methoden gefunden, um Solarzellen herzustellen.
 
Waren Sie in der Schule schon immer gut in den Naturwissenschaften?
Nein, nicht wirklich. Ich habe zwar Chemie studiert, aber es davor in der Schule abgewählt. Das Problem damals war,  dass es bei uns keinen Lehrer gab, der das Thema wirklich gut vermitteln konnte. Man kann aber auch seinen Weg finden, ohne dass man in der Schule gut drin war oder das Fach hatte.

Wann kam die Begeisterung für Chemie auf?

Mein eigentlicher Traum war es, Biochemie zu studieren. Weil es da jedoch zu wenige Plätze gab, habe ich angefangen, Chemie zu studieren.  Ich dachte, ich könnte nach einem Semester wechseln. Dann habe ich aber gemerkt, dass ich Chemie doch interessant finde und dass ich gar nicht so schlecht darin bin. Darum bin ich dann bei Chemie geblieben und hatte ab dann den Wunsch, Wissenschaftlerin zu werden.

Was ist Ihre Empfehlung an angehende Forscherinnen?

Man sollte immer das Ziel vor Augen haben, weil es teilweise auch wirklich Durststrecken gibt. Es klappt auch nicht immer alles, was man versucht.  Aber man sollte trotzdem positiv bleiben und die Dinge locker nehmen, auch wenn es mal nicht läuft.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
In meiner Freizeit mache ich sehr viel Sport; auch zum Ausgleich. Außerdem begeistere ich mich für verschiedene Sprachen. Ansonsten: kochen, Freunde treffen, also alles, was den Geist entspannt. Allerdings habe ich dafür im Moment leider weniger Zeit als mir lieb ist.
 
Wissenschaftler wirken für mich immer so, als könnten sie Alles. Was können Sie überhaupt nicht?
Also Mathe war noch nie so meins. Da muss ich mich immer etwas quälen. Aber es gibt ja viele Kolleginnen oder Kollegen, die man dazu fragen kann.

Wie inspirieren Sie sich?
Durch Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen oder auch durch eine Yoga-Stunde, um den Kopf frei zu bekommen. Ich würde auch jedem raten, solche Dinge mit einzubauen. Denn wenn man zu verkrampft ist, hat man gar keine neuen und gute Ideen.

Was mögen Sie am Girl ‘s Day?

Ich mag, dass die Mädchen mir was erzählen, aber auch zuhören und vielleicht noch Fragen stellen, also, dass sie mir folgen können.

Warum machen Sie beim Girl ‘s Day mit?
Weil ich es schon immer interessant fand, Schülerinnen etwas zu erklären und bei Problemen weiterzuhelfen. Ich habe auch mal Nachhilfe gegeben. Vielleicht kann so ein Girl’s Day auch dazu anregen, sich ein gutes Studium auszusuchen oder Chemie und Physik in der Schule doch nicht so blöd zu finden.

Werden Sie dieses Jahr wieder mitmachen?

Ja, ich will auch dieses Jahr wieder mitmachen. Und natürlich werden wir wieder ein bisschen über Solarzellen erzählen und warum sie so nützlich sind.
 
Die Fragen stellte Lia-Alisa Rüchel (Praktikantin Abt. Kommunikation)