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Gemäldeforschung

Die Kunst der Interpretation

Autoradiographische Aufnahmen sind Blicke durch Bilder hindurch. Der Betrachter erhält Informationen darüber, wie die Pigmente in allen Malschichten des Gemäldes verteilt sind. Für die Auswertung sind allerdings Fachleute gefragt, denn auf den Filmen erscheinen die Schichten überlagert. Dies macht das Lesen und Analysieren schwierig. Erst das Zusammenstellen aller Aufnahmen und der Vergleich mit Röntgenaufnahmen und der mikroskopischen Untersuchung der Bildfläche ergibt eine fassbare Vorstellung darüber, wie ein Bild in seiner Gesamtheit aufgebaut ist. Die NAR ist somit ein bildgebendes Verfahren, das Entstehungsphasen eines Gemäldes zeigt und seinerseits einer plausiblen Interpretation bedarf. Man muss den naturwissenschaftlichen, den maltechnischen wie auch den kunstgeschichtlichen Aspekten gleichermaßen Rechnung tragen.

Johannes Vermeer, 'Junge Dame mit dem Perlenhalsband' - vergrößerte Ansicht

Jan Vermeer, "Junge Dame mit dem
Perlenhalsband", 1662/65, 55 x 45 cm
Gemäldegalerie Berlin, SMB
© Jörg P. Anders

Autoradiographie Johannes Vermeer, 'Junge Dame mit dem Perlenhalsband' - vergrößerte Ansicht

Jan Vermeer, "Junge Dame mit dem
Perlenhalsband", 5. Autoradiographie


Beispiel: "Junge Dame mit dem Perlenhalsband": Die Schwärzung des 5. Films erfolgt durch Phosphor in dem Pigment Beinschwarz und Quecksilber in dem Pigment Zinnober,  so dass die von Vermeer in seiner ersten Version angelegte Landkarte im Hintergrund, die Laute auf dem Stuhl und der geflieste Fußbodenausschnitt sichtbar werden. Vermeer nahm seine Änderungen aus ästhetischen und kompositorischen Gründen vor, ermöglichte damit jedoch auch zugleich neue Interpretationsebenen.