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Stolpersteine vor BESSY

Gedenken an die ermordeten Juden von Adlershof: das Ehepaar Fichtmann.

Stolpersteine in der Albert-Einstein-Straße in Adlershof - vergrößerte Ansicht

Eingelassen in den Gehweg laden sie zum Stolpern über die Vergangenheit ein: Stolpersteine in der Albert-Einstein-Straße in Adlershof. Vor 10 Jahren wurden die Steine im Pflaster verlegt. Foto: Andreas Kubatzk

Nur wenig erinnert an die Geschichte des Grundstücks, auf dem heute der Elektronenspeicherring BESSY II steht. Einen kleinen Hinweis geben zwei messingfarbene Stolpersteine: Sie tragen die Namen von Clara und Leo Fichtmann, die hier früher auf dem Gelände in einer Laubenkolonie lebten. Als Juden wurden sie 1942 verhaftet, deportiert und anschließend ermordet. Vor zehn Jahren, im Sommer 2005, verlegte der Initiator des Projekts „Stolpersteine“, der Künstler Gunter Demnig, zwei Betonquader mit den Namenstafeln im Pflaster auf der Albert-Einstein-Straße. Um an das Ehepaar Fichtmann zu erinnern.

Im August vor zehn Jahren gab es aus Anlass der Stolperstein-Verlegung eine Gedenkveranstaltung für die Fichtmanns im BESSY-Hörsaal: „Zu der Feier kamen die überlebenden Angehörigen der Familie“, erinnert sich Markus Sauerborn, im Stab der Geschäftsführung für Strategie und Programme zuständig und damals Chef der BESSY-Öffentlichkeitsarbeit. „Es waren sehr bewegende Augenblicke, in denen wir uns der Geschichte dieses Standorts plötzlich sehr bewusst wurden.“

Leo Fichtmann war ein kommunistischer Politiker, der dem Anarchismus nahe stand: Er setzte sich für eine freie Gesellschaft mit direkter Demokratie, ohne Staat und Parteien ein. Willkürlicher Anlass für seine Verhaftung war ein Anschlag, den Widerstandskämpfer im Mai 1942 auf die antisowjetische Hetzausstellung der Nationalsozialisten „Das Sowjetparadies“ verübt hatten. Als Vergeltung ermordeten die Nazis nicht nur die Urheber des Anschlags. Sie verhafteten zudem 500 jüdische Menschen auf der Straße und töteten letztlich auch sie. Auf diese Weise starb Leo Fichtmann am 28. Mai des Jahres im Konzentrationslager Sachsenhausen. Seine Frau Clara wurde im Juni nach Theresienstadt verschleppt; ihre Spur verliert sich 1944 im Todeslager Auschwitz.

Das künstlerische Projekt „Stolpersteine“ hat Gunter Demnig im Jahr 2000 initiiert. Seitdem sind in ganz Deutschland und in anderen europäischen Ländern etwa 50 000 Steine verlegt worden. Sie erinnern an Juden, Sinti und Roma, politisch Verfolgte, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Euthanasieopfer und andere Menschen, die im nationalsozialistischen Deutschland verfolgt und ermordet wurden oder auch in den Suizid getrieben wurden.

Autor: Hannes Schlender